Bankenkrise in den USA – die Zeche zahlt der Steuerzahler

finanzspritze.jpgAlles jubelt, aber der Bankencrash in den USA kommt die Steuerzahler teuer zu stehen. Die öffentliche Finanzspritze der US-Regierung kostet Milliarden. In Deutschland sieht es ähnlich aus. Der Bund haut die IKB raus, die Länder greifen den Landesbanken unter die Arme, und die Privatbanken hängen sich, wenn es eng wird, an den Geld-Tropf der amerikanischen Notenbank.

Im Kern heisst dies, die Verluste der Bankenkrise werden verstaatlicht, siehe IKB und der Steuerzahler zahlt die Zeche von 9,2 Milliarden Euro. Die Hauptverantwortlichen bei der IKB sind die BDI-Präsidenten und Roland Koch. Heuschrecke LoneStar will für die IKB rund 115 Millionen Euro zahlen.
Das Argument, wenn der Staat nicht eingreift, dass alles noch schlimmer kommt ist sicher richtig. Angefangen hat es aber nicht mit der Börsenkrise, sondern das die KfW-Kontrolle kein gutes Beispiel für staatliche Aufsicht ist. Die Suspendierung der Verantwortlichen des Kontrollgremiums, ist zumindest schon mal der richtige Schritt.

Bedenklich ist aber, wenn diese unfähigen Manager und Aufsichtsräte Mist bauen, das der Staat bzw. Steuerzahler dafür geradesteht. Das Sozialsystem wird sukzessive abgebaut, immer mehr Menschen kommen in die Armutsfalle und die Herren in ihren massgeschneiderten Anzügen kommen so einfach davon. All jene sollten für die nächsten 5 Jahre ein Berufsverbot im Finanzbereich bekommen und diese Zeit in einem sozialen Dienst arbeiten, zum Beispiel als Altenpfleger und genau mit dem gleichen Einkommen das für diesen Berufsstand bezahlt wird.

Es ist ein genereller Missstand, dass die Gier nach mehr Profit auch noch belohnt wird. Wenn jetzt keine Gesetze folgen um den miesen Spekulanten Einhalt gebieten, ist das ganze sowieso eine Farce und wird sich in ein paar Jahren wiederholen.

In der Krise funktioniert es ja. Dafür sorgte das Verbot von Leerverkäufen für Finanzwerte in den USA und Grossbritannien für Deckungskäufe. Zwecks Marktberuhigung sind auch gedeckte Leerverkäufe vorübergehend nicht mehr möglich. An der Schweizer Börse bleiben gedeckte Leerverkäufe indes erlaubt – (habe gerade die Info bekommen, das dies nicht stimmt). SWX (als PDF)

Die Finanzmarktheinis werden definitiv so weiter machen, denn in ein paar Jahren ist wieder alles vergessen und irgendwann kracht es ganz gewaltig. Man sollte mal lieber unser ganzes Wirtschaftssystem unter die Lupe nehmen und dabei nicht den Menschen der es erschafft vergessen – ansonsten hätte der Kommunismus eventuell auch eine Chance gehabt. Die Börse ist mittlerweile zu einer zweitklasse Spielbank verkommen und nimmt die ihr zugedachten Aufgaben längst nicht mehr war. Das sieht man, wenn vermeindlich wichtige Sesselfurzer ein Statement abgeben, z.B. das Öl wird knapp (in 30 Jahren) und kurze Zeit später die Ölpreise explodieren.

Was wird sich nun ändern, vermutlich nichts.

Aber spinnen wir das Thema einmal weiter
Immer wieder werden die viel zitierten „besseren Selbstheilungskräfte“ ins Spiel gebracht, wenn es um die Überlebensfähigkeit der USA geht. Doch sich selbst heilen kann nur, wer noch über Substanz verfügt. Das kann beim US-Finanzsystem derzeit bezweifelt werden. Aktuell sei die Regierung für 53 Billionen Dollar in ausstehenden Forderungen und bereits zugesagten, nicht finanzierten Verpflichtungen verantwortlich. Damit steht jeder Haushalt rein rechnerisch mit 455.000 Dollar in der Kreide, was etwa zehn Mal so hoch ist wie das durchschnittliche Jahreseinkommen dieser selben Haushalte. Die Tendenz ist steigend.

Um aus einem Schuldenloch von 53 Billionen Dollar herauszukommen, müsse das Wirtschaftswachstum mehrere Jahrzehnte lang im zweistelligen Prozentbereich liegen, hat man berechnet. Das ist unmöglich; selbst in den boomenden Neunzigerjahren legte das US-Bruttoinlandsprodukt im Jahresdurchschnitt gerade einmal um 3,2 Prozent zu.

Der grosse Knall kann trotz des Eingreifens der USA noch kommen. Wenn ihr Nachbar hoffnungslos überschuldet ist, würden Sie ihm dann noch Geld leihen? Sicher nicht, oder? Aber wenn man selbst extrem hoch verschuldet ist und der Nachbar könnte die Ursache für eine Verschärfung des eigenen Problems darstellen, dann leiht man ihm doch gerne Geld das man selbst nicht besitzt. Und genauso macht es die USA.

Tobinsteuer
Deshalb ist es an der Zeit an die Tobinsteuer zu denken. Denn wenn es eine Lehre aus dieser Krise gibt, besteht sie darin, die Spielregeln so zu verschärfen, dass Institute nur noch Risiken eingehen dürfen, die sie auch tragen können. Gegen diesen selbstverständlichen Grundsatz ist in der Vergangenheit im großen Stil verstossen worden, weil viele Banken die Risiken vor Anlegern und Aufsichtsbehörden versteckt hatten. Diese progressive Devisenumsatzsteuer soll ein Instrument sein zur Kontrolle ausufernder Devisenmärkte und schneller Geldgeschäfte; sie soll kurzfristige Devisengeschäfte verteuern, also bestrafen und langfristige begünstigen. Die Tobin-Steuer würde all diejenigen hart treffen, die täglich oder gar alle paar Minuten riesige Devisenkäufe tätigen

Finanzmärkte: Die Krise liegt im System!
Ein Jahr nach Ausbruch der globalen Finanzkrise
Anatomie und Eskalation der Subprime-Krise
Finanzmärkte brauchen Kontrolle

Die obigen Links/Informationen sind von Attac. Viele haben ja gegen Attac grosse Bedenken und verbinden sie gerne mit Chaoten. Die richtigen Chaoten sind aber woanders. Wer lieber der Märchenstunde gewisse Finanzgurus glauben möchte, der kann ja Josef Ackermann oder gewissen Politikern zuhören. Hinterher weiss man dann zumindest, was der Begriff „Worthülse“ bedeutet.

Zum Abschluss noch ein interessanter Satz von John Maynard Keynes
John Maynard Keynes pflegt auf die Bemerkung „langfristig nützt die Globalisierung allen Menschen“ zu antworten: „Langfristig sind wir alle tot.“ Er meint damit, dass es nicht reicht, darauf zu warten, dass der große Reichtum, der sich oben sammelt, irgendwann nach unten durchtröpfelt und sich dort verteilt. Das sei „Polit-Rhetorik“. Von Politik müsse man aber mehr verlangen können als Rhetorik.

Langfristig sind wir alle tot – zum 125. Geburtstag von John Maynard Keynse (Quelle: Heise Online)
John Maynard Keynes (Quelle: Wikipedia)

01.10.2008 auf Seeblog der neue Bericht: Finanzkrise – das Spiel geht weiter

Recht hat er! Oder ist es doch eher so: Das Finanzsystem kann nur noch auf diesem Weg gerettet werden, eine neue Blase muss her! Nicht das ich Pessimist wäre, aber das Kursfeuerwerk wird sehr schnell verpuffen und zwar aus dem Grund wie oben beschrieben: „Wenn ihr Nachbar hoffnungslos überschuldet ist, …“

16 Antworten auf „Bankenkrise in den USA – die Zeche zahlt der Steuerzahler“

  1. Tja, da sind wohl in kürzester Zeit alle Systeme zusammengebrochen:

    Zuerst der Kommunismus und die staatlich gelenkte Wirtschaft (Marx), und dann auch noch Adam Smith’s „unsichtbare Hand“ zugunsten des „Gemeinwohls“.

    Der einzige, der eben Recht hatte, war Darwin:
    das einzige Naturgesetz in der ansonsten „blinden Evolution“, das es eben wirklich gibt, heißt:
    immer mehr individuelles Wachstum („the selfish gene“, „Krebszellen“, etc.) und immer mehr (Gier nach) Geld, immer mehr Geld, immer mehr Geld, immer mehr Geld, immer mehr Geld…

    Und wer dabei am besten abzocken kann, wird eben „positiv selektiert“ (und das schon seit Jahrtausenden).

    That’s all.

    Aber das haben die Leute ja nie begriffen (auch nicht die Banker, die ja nur Sklaven „der“ – bzw. „ihrer“ – Natur sind und in der Regel von Biologie und Darwin auch keine Ahnung haben, d.h. eben sau-schlecht gebildet sind…)…

  2. Es ist schon der Hammer. Die Banker bauen Mist, belohnen sich mit gigantischen Gehälter selber, sollte eigentlich eher das Gegenteil sein und schlussendlich sind es wir, die Steuerzahler, die dieses Chaos von diesen Leuten ausbaden „dürfen“. Es ist einfach unglaublich, aber leider wahr.

    Ob das Kriminalität ist??

    Markus Gfeller

  3. Warum benutzen eigentlich die Scheiss-Ökonomen immer den Begriff „die Steuerzahler“, wenn es korrekt heissen sollte: „wir“?

    Und: warum benutzen die Scheiss-Ökonomen immer den Begriff „wir“, wenn er nicht angebracht ist?

    Wie schon Konfuzius sagte: wer die Begriffe richtig gestellt hat, hat automatisch alle wirtschaftlichen Probleme und sozialen Probleme gelöst…

  4. @Michael Prax
    Ich glaube sogar die Zeitung Bild hat inhaltlich mehr zu bieten als der Börsenspekulant.
    @Börsenspekulant
    Anstelle sich als letzter Verteidiger von „Demokratie und Kapitalismus“ zu verstehen, solltest du mal studieren was gegenwärtig in den USA „im Namen“ des Kapitalismus getan wird. Die von der Wall Street befürwortete 700 Milliarden Lösung hat absolut nichts mit freier Marktwirtschaft zu tun. Im Gegenteil es ist sicher auch für dich ersichtlich, dass es sich quasi um eine versuchte Verstaatlichung der finanziellen Verluste von einigen Instituten handelt und nichts aber auch gar nichts am Problem ändert.
    Ich würde eine völlig „kapitalistische“ Lösung vorziehen.
    Die Banken werden geordnet einem Bankrottverfahren unterzogen und es wird nur soviel staatlich eingegriffen, dass der Zahlungsverkehr und die noch existierende Realwirtschaft geschützt wird, damit diese nicht auch noch vor die Hunde geht.
    Die Einzigen die das aber wirklich wie die Pest hassen, sind diejenigen die mit Demokratie überhaupt nichts am Hut haben. Jemand der die Einstellung hat dass das Volk mitreden darf (ein Demokrat), würde es nie befürworten, dass das Volk ungefragt für die Fehler der Wall Street finanziell geradestehen soll. Also lieber Spekulant, zeig mal wie demokratisch du wirklich bist!

  5. Über Josef Ackermann wird diffamierend geschrieben als Märchenonkel, der Blog ist unsachlich und kommunistisch.

  6. @ Dirk: Sehr interessanter Bericht.

    @ Börsenspekulant: Keine Ahnung was Du für ein Problem hast. Aber kann es sein das Du deine Informationen von der Bildzeitung beziehst.

  7. Ich sehe eine Lösung nur darin, dass endlich Menschen wie Tremonti oder Lyndon LaRouche sowie auch den Russen zugehört wird. Russland und China wären schon lange bereit, das gegenwärtige Finanzsystem geordnet zu Grabe zu tragen anstelle immer hektischer Löcher zu stopfen.
    Gescheitert ist es bisher nur an an Menschen wie Rohatyn und Soros, welche ihre geopolitischen Ziele verwirklichen wollen.
    Die Website https://www.solidaritaet.com beschreibt diese Sachen sehr gut.

    @Börsenspekulant: Demokratie ist ein gutes politisches System, ich bin auch für Börsengeschäfte. Du bringst aber beides zusammen als ob das einte mit dem anderen etwas zu tun hätte. Eine Demokratie kann die Rahmenbedingungen für Börsengeschäfte völlig demokratisch zum Wohle des Menschen festlegen, ohne dabei „undemokratisch“ zu sein.
    Das was du zu verteidigen versuchst ist wohl eher der „Monetarismus“ und nicht die Demokratie oder Börsengeschäfte.

  8. Naja, derzeit bricht wenigstens nur der Finanzsektor zusammen. Das ist zwar unangenehm, bringt uns aber nicht direkt um. Viel interessanter ist es, dass mittlerweile ja nicht mehr nur mit Geld, Rohstoffen oder Immobilien spekuliert wird sondern auch mit Lebensmitteln und Trinkwasser – mal sehen was da noch so auf uns zu kommt…

    Gerhard Zirkel

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