Finanzkrise – das Spiel geht weiter

Die grundlegende Frage ist, was ist die Grundursache des Problems der Finanzkrise. Nachdem die Regierung der USA ein Rettungspaket geschnürt aus Steuermitteln, zur Rettung der angeschlagenen Finanzkonzerne abgelehnt hat, sind die Kurse wieder in den Keller gefallen.

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Die Krise im Überblick:
Angefangen hat die Krise im Februar 2007. Der US-Hypothekenfinanzierer New Century Financial gerät ins Straucheln und meldet später Insolvenz an. Im Juni 2007 kommen zwei Hedge-Fonds der New Yorker Investmentbank Bear Stearns ins straucheln. Dann geht es Schlag auf Schlag. Im August kommt in Deutschland die IKB, die Sachsen LB, die WestLB und die BayernLB wegen Fehlspekulationen am US-Immobilienmarkt in den Sog der Krise. Im September wird die Northern Rock wird vom Staat übernommen.
Im Oktober 2007 muss Merrill Lynch mehr als 8 Milliarden Dollar abschreiben und beim US-Finanzkonzern Citigroup bricht der Gewinn stark ein.

Im neuen Jahr geht es dann auch gleich weiter. Die französische Société Générale beziffert ihre Belastungen aus dem Subprime-Geschäft mit 2,6 Milliarden Euro. Bear Stearns wird von der Konkurrentin JP Morgan Chase übernommen. Die Schweizer Grossbank UBS gibt bekannt, sie habe wegen der Turbulenzen des US-Immobilienmarkts insgesamt rund 40 Milliarden Franken in den Sand gesetzt. Die kalifornische Hypothekenbank IndyMac bricht zusammen, die US-Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac geraten immer mehr in Bedrängnis und In Spanien muss die Immobilien- und Finanzgruppe Martinsa-Fadesa Konkurs anmelden.

Im September wird die US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac werden unter staatliche Führung gestellt. Die US-Regierung kündigt an, die Hypobanken Fannie Mae und Freddie Mac mit 100 Milliarden Dollar vor dem Zusammenbruch zu retten.

Zahlreiche Zentralbanken, darunter auch die Schweizerische Nationalbank, pumpen zur Sicherung der Liquidität Milliarden in den Geldmarkt. Die über 150 Jahre alte Bank Lehman Brothers, die viertgrösste Investmentbank der USA ist zahlungsunfähig. Die Nummer drei der Branche, Merrill Lynch, wird von der Bank of America aufgekauft.
Der Versicherungskonzern American International Group (AIG)bekommt vom Staat einen Kredit in Höhe von 85 Milliarden Dollar.

Um die Finanzwelt zu stabilisieren, greifen die wichtigsten Notenbanken, darunter die Schweizerische Nationalbank, zur Geldspritze. In einer beispiellosen Gemeinschaftsaktion pumpen sie 180 Mrd. Dollar in die Geldmärkte. Die Börsen reagieren vorsichtig positiv.

Die letzten beiden Investment-Banken Goldman Sachs und Morgan Stanley an der Wallstreet verschwinden. Die einst führende US-Sparkasse Washington Mutual bricht zusammen und die US-Bank Wachovia kämpft ums Überleben. Die Regierungen der Benelux-Staaten retten den angeschlagenen niederländisch-belgischen Finanzkonzern Fortis mit 11,2 Milliarden Euro. In England wird die Hypothekenbank Bradford & Bingley mit 28 Milliarden Franken verstaatlicht. In Deutschland helfen Mitbewerber der Münchner Hypo Real Estate aus der Bedrängnis.

Verhandlungen über den Rettungsplan im Weissen Haus gehen ohne konkretes Resultat zu Ende.

Update (01.10.2008) Hoffnung auf Rettungspaket beschert US-Börsen Erholung. Einen Tag nach dem schwersten Ausverkauf seit 21 Jahren haben sich die US-Börsen am Dienstag deutlich erholt. Investoren waren hoffnungsvoll, dass der Kongress doch noch bald das geplante Milliarden-Rettungspaket für die Finanzbranche verabschieden wird. Zusätzlichen Auftrieb lieferten Konjunkturdaten. Schnäppchenjäger stürzten sich auf Aktien, die in den vergangenen Tagen schwere Verluste hinnehmen mussten.

Interessant wie das Prinzip „Hoffnung“ an den Börsen funktioniert. Wobei „Hoffnung“ ein typisch menschliche Eigenschaft ist – wenn Menschen in prekären Situationen sind, schicken sie auch gerne ein Stossgebet zum lieben Gott, auch wenn sie vorher nie an den lieben Gott geglaubt haben. Mit diversen Versprechen an ihm, wenn er hilft, geht man dafür jeden Sonntag in die Kirche. Hier der liebe Gott der helfen soll – am Finanzmarkt sind es die Steuerzahler und versprochen wird auch viel.

Update (02.10.2008): Also doch! US-Senat billigt 700-Milliarden-Paket – der Steuerzahler darf das Missmanagement der Finanzjongleure geradestehen. Neue Hoffnung für die Finanzwelt: Der US-Senat hat einer leicht veränderten Version des Banken-Rettungspakets zugestimmt. Damit ist die erste Hürde gemeistert – doch nun bangt die Branche um die Entscheidung des Repräsentantenhauses. Der Bericht von der Süddeutschen Zeitung

Aber es geht um die Ursache und nicht um die Symptome wie oben beschrieben.
Die Ursache ist die Einschätzung der Menschheit über sich selbst – das falsche Bild von seiner angeblichen guten Moral die meist auf der Strecke bleibt, den einzig wahren Glaubenssätzen und der „ungesunde Egoismus“. Genau hier ist die Menschheit vor tausenden Jahren stecken geblieben. Ausser einer rasanten technischen Entwicklung und explosionsartiger Vermehrung ist nichts grundlegendes im sozialen Miteinander oder in einer gerechter Verteilung der Ressourcen passiert. Die unglückliche Kombination von Macht, kurzfristigen Profitdenken, der Glaube an unbegrenzten Wachstum, unfähiges Sozialdenken gepaart mit der menschliche Gier ruft diese Krisen hervor. Der Finanzmarkt ist stellvertretend für die anderen Probleme auf dieser Welt.

Der Mensch ist nicht der Gutmensch wie er sich gerne definiert; der seine eigenen Grenzen erkennt und optimale und wohl überlegte Entscheidungen trifft. Deshalb ist diese Grenzenlosigkeit als Ursache anzusehen. Enge Grenzen schätzt niemand, die Symptome aber entstehen automatisch durch die Grenzenlosigkeit. Es wäre also an der Zeit diese extremen Auswüchse einzuengen und die Ursache „Mensch“ in zukünftige Überlegungen mit einzubeziehen.

Hier ein Beispiel der Auswüchse (UBS-Aktie: Spielball der Spekulanten – SF1):

Die hohen Schwankungen der UBS-Aktie locken immer mehr Spekulanten an. Die Volumen von Call- und Put-Optionen auf die UBS-Aktie sind in den letzten Monaten enorm gestiegen. «ECO» zeigt die Tricks der Spekulanten, wer davon profitiert und wieso ein rasches Ende des Spekulierens nicht in Sicht ist.

Spekulanten sind das Krebsgeschwür des Finanzmarktes!

Der gierige Mensch und Spekulant
Der Mensch ist nunmal gierig, lebt in einem kurzfristigen Zeitfenster und sieht nicht die Konsequenzen aus seinem Tun (ausser es ist mal wieder zu spät). Deshalb müssen Gesetze die den Menschen wie er nunmal ist, berücksichtigen, um diese Auswüchse stoppen. Unbequem für einige, aber für die grosse Masse optimal. Der freie Markt ist nicht so frei wie alle meinen, vielmehr unterliegt er den Gesetzen der Dummheit und Ignoranz von wenigen Menschen. Bezahlt wird es aber von allen.

Sicher ist dies sehr pauschal gefasst, aber jeder versteht den Inhalt – es ist nicht so komplex wie es immer dargestellt wird. Denn nur die Symptome sind komplex, die Ursache ist viel einfacher. Daher kann man die Ursache langfristig mit einfachen Mitteln lösen, es muss definierte Grenzen im Finanzbereich und Finanzmarkt geben.
Wer liebt schon Grenzen? Meine Erfahrung zeigt, eine gesunde Grenze kann im Leben eine grosse Bereicherung sein. Nehmen wir zum Beispiel die Freiheit; es gibt keine „Grenzenlose Freiheit“, diese endet meist in Unzufriedenheit. Unzufriedenheit kann aber auch genauso bei zu engen Grenzen entstehen und die Mitte zwischen beiden extremen ist die gefühlte reale Freiheit.

Ich bin gegen Panikmache, aber auch andere Meinungen sind interessant:
Wir stehen vor einer weltweiten Finanzkrise auf die Sie sich jetzt vorbereiten müssen
oder vom deutschen Bundestag:
Regulierung von Marktplätzen und Marktakteuren – Offshore Zentren: weitgehend unregulierte Marktplätze

Doch wenn man nur diskutiert und keine Konsequenzen daraus entstehen, so wird sich auch nichts ändern. Man kennt es ja – die Geschichte ist der beste Lehrmeister.

5. Oktober 2008: UBS-Kurer hält an Millionenlöhnen fest
Bei der Grossbank seien auch in Zukunft Gehälter von 10 Millionen und mehr möglich – allerdings nur in Ausnahmesituationen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Die UBS hat im letzten Jahr zehn Milliarden Franken an Boni ausgeschüttet.

Die UBS zeigt mal wieder wie es geht.

7 Antworten auf „Finanzkrise – das Spiel geht weiter“

  1. Ein paar neue Schulden und schon geht es wieder nur der kleine Man der bekommt keinen Kredit mehr und wird abgestraft!

  2. Die Krise wurde nur durch die Aufnahme neuer Schulden gemeistert. Woher hat die Bundesregierung die Finanzmittel für das Konjunkturpaket sonst her?

  3. 2 Jahre später ist nichts mehr von der Krise zu spüren wie es aussieht! Die Unternehmen stellen weiterhin ein und die Gewerkschaften wollen mehr Lohn, da die Wirtschaft boomt…So schnell kannst gehen

  4. Danke für die umfangreiche Übersicht bzw. den kurzen Zeitraffer zum Thema „Finanzkrise“. Momentan ist es ja so, dass die Diskussion nicht mehr über „angeschlagene“ Banken und Spekulanten gehen, sondern in Richtung Einlagensicherung bzw. gegenseitige Überbietung der Länder hierbei, hier ist es auch spannend, zu welcher Lösung man finden wird.

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