Die gute Tat

… der Bach war schön verwachsen und das Lichtobjekt und die anderen Objekte waren nicht auf den ersten Blick zu sehen und das war mir sehr wichtig. Da dachte jemand, er tut mir gutes und legte sozusagen den Bach frei – damit man auch alles sieht. Ich muss zugeben, dass hat mich ziemlich geschockt als ich den Bach ohne diesen wilden natürlichen Zustand sah. Im ersten Moment hatte ich mir sogar überlegt alles aus dem Bach zu entfernen, aber diese Option behalte ich mir noch auf. So macht das keinen Spass … und ich ärgere mich immer noch!

Das hat mir tatsächlich den Elan genommen, den Bach dezent künstlerisch zu verwandeln ohne grosse Eingriffe. Man muss natürlich sehen das es ja keine böse Absicht gewesen ist, wäre nett gewesen wenn man wenigstens darüber vorher reden könnte. Das ganze erinnert mich an eine Geschichte von Laotse über einen Kranich oder anderen Vogel.

Ein König sah einen wundervollen Vogel. Der bekam in seinem Palast einen riesigen teuer ausgeschmückten Raum mit allen erdenklichen Nahrungsmitteln und Musiker die dem Vogel ein Konzert gaben. Doch der Vogel ass nicht und wurde immer trauriger. Der König meinte es gut, aber er erkannte nicht, was der Vogel will – Respekt und seine Freiheit. Da der König sah, das es dem Vogel immer schlechter ging, bemühte er sich noch mehr, liess den Raum mit Gold ausstatten und edlen Stoffen und irgendwann starb der Vogel.

Das ist die Sache mit den vermeintlichen guten Taten.

Am Abend kam eine Frau vorbei, meine Laune stand auch nicht zum besten und hat sich bis heute nicht verbessert wenn ich auf den Bach runter schaue und fragte mich was das sei (das Lichtobjekt). Ich sagte: „Licht“ und gleich die nächste Frage: Für was das gut sei? Antwortet: „keine Ahnung das weis ich selbst nicht“ – das sind natürlich keine guten Antworten, aber zeigte meine eigene Sprachlosigkeit.

Genau das ist jetzt das Dilemma der Offensichtlichkeit. Vorher hat man es kaum wahrgenommen und die, die es wahrgenommen haben mussten schon ganz genau schauen was es ist. Das regt die Phantasie an und dann kommt nicht diese Frage: „Für was das gut sei“. Es erübrigt sich damit. Man hat ja schon den Sinn gefunden – das Interesse herauszufinden was es sein könnte, Begeisterung etwas zu suchen, zu entdecken …

… 1 Tag später … Deshalb habe ich jetzt die Konsequenz gezogen und das Lichtobjekt und die Skulptur aus dem Bach entfernt – damit es das ist was es nun ist. Leer und Ordentlich.

Der Rahmenkauf letzte Woche

rahmen.jpgVor ein paar Wochen bin ich nach Sindelfingen gefahren um bei der Firma Wilhelm – Naturbilderleisten meine angefertigten Rahmen abzuholen. Es ist ein kleiner Familienbetrieb in dem alles noch von Hand und mit alten Maschinen gefertigt wird. Dort kaufe ich schon seit 16 Jahren. Beeindruckt hat mich der Familienbetrieb, weil er für mich wie eine Festung in der schnellen Zeit wirkt. Die Firmenbesichtigung war sehr interessant und ich freue mich darüber, dass es noch solche Firmen gibt. Leider hatte ich keinen Fotoapparat dabei, um einfach mal zu zeigen wie so einen kleine Bilderleistenfabrik ausschaut. Hier wird die Leiste noch direkt aus den groben Latten gehobelt und auch die Lackierung ist ein interessanter Arbeitsprozess. Alles in Kleinserie. Schade das Firmen, wie der Künstlergrossmarkt Boesner oder auch OBI solchen Firmen zusetzen. Ich würde mir wünschen das Künstler ab und zu bei dieser Firma ihre Rahmen kaufen und nicht nur bei den Billigheimern mit Chinaprodukten.

Unterstützt beim Rahmenkauf doch bitte auch solche Firmen!
Bilderleistenfabrik G. Wilhelm GmbH + Co. KG in 71063 Sindelfingen in der Kolumbusstrasse 16, Telefon 07031/872648.

Ich male auch

kuchen.jpgWenn ich Menschen treffe und das Gespräch kommt auf meinen Beruf, dann ist zu 70% die Antwort – ich male auch. Eigentlich wollte ich nie der breiten Masse angehören, aber man gehört dann doch urplötzlich dazu. Sollte ich langsam die Finger von der Malerei lassen? Ich als Massenmensch? Doch wenn ich diese Aussage „ich male auch“ näher beleuchte und ich mir die Zeit nehme um zu sehen was die anderen „Maler“ so machen, dann komme ich zu diesen Ergebnis:

Ich gehe in eine Konditorei und kaufe ein Stück Kuchen, ich komme mit dem Konditor ins Gespräch und meine Aussage würde lauten „ich backe auch“. Wer hat in seinem Leben noch keinen Kuchen gebacken und wenn es ein Fertigteig gewesen wäre – „ich habe einen Kuchen gebacken“. Zumindest entspricht es der Wahrheit, oder? Nur was will ich damit sagen – das ich es auch kann? Toll!

Beim Konditor würde man es differenzierter sehen vermute ich und tatsächlich nicht so argumentieren. Oder sind wir alle Konditor oder Bäcker und und …?

Die neue Kunstgrenze in Heiligendamm – eine andere Betrachtung

Jeder kennt den Zaun um Heiligendamm, da dachte ich mir, die Kunstgrenze in Konstanz habe ich schon von verschiedenen Seiten beleuchtet, ob da nicht irgendwelche Parallelen zu Heiligendamm sind. Dabei ist mir folgendes auf- und eingefallen.

Es scheint das Beispiel Konstanzer Kunstgrenze regt andere Künstlern zu neuen Ideen an. Die Bundesregierung betätigt sich nun als Künstler und schafft eine Konkurrenz zur Kunstgrenze in Konstanz.
Nur das die Kunstgrenze auf deutschen Boden steht, sie will aufzeigen wie die Machtverhältnisse von Politik und Bürger verteilt sind. „Mit Tarot haben wir nichts zu tun“, so ein Sprecher der Bundesregierung. Sie kostete schlappe 12,5 Mio. Euro. Die Bundesregierung will die Kunstgrenze als ein temporäres Kunst-Event verstehen.

Zwei Unterschiede weisen die beiden Kunstgrenzen auf. In Konstanz wurde die Kunstgrenze über eine Stiftung finanziert, sie wurde der Stadt Konstanz und Kreuzlingen geschenkt, es gab ein kleines Fest und (fast) keine kritische Stimme bzw. Auseinandersetzung. Die Kunstgrenze der Bundesregierung wird aus Steuergeldern finanziert, hat aber einen kritischen Prozess in unserer Gesellschaft ausgelöst. Sicherlich haben die gezielte Werbung in den Medien und die im Vorfeld gestarteten Performance Events dazu beigetragen. Mühselig zu fragen welcher künstlerische Prozess mehr bewirkt.

Der 2,50 Meter hohe Kunstgrenze aus Stahlgittern und Beton ist mit Stacheldraht umwickelt und mit Kameras sowie Bewegungsmeldern ausgerüstet. Bestandteil der Kunstgrenze ist auch ein 50 Zentimeter in die Tiefe reichender so genannter Unterkriechschutz.

Das Kunstwerk
Beachtenswert ist die geometrische Linienführung der Kunstgrenze, das Gewässer ist in das Konzept mit einbezogen. Somit entsteht ein eigener Raum, ein innen und aussen. Der Stacheldraht als Symbol von Mahnung und schmerzhaften Übertretungen. Dieser ist wie eine Krone auf das Haupt der Kunstgrenze gesetzt und winkt mit einer offenen Kommunikation vom Politiker zum Bürger. Das filigran gesetzte Metallgitter scheint Durchlässigkeit und Transparenz aufzuzeigen. Es schwebt scheinbar über den Grund. Sie signalisiert Offenheit, „wir wollen einen Dialog“ und zum anderen zeigt sie die absolute Grenze – komm uns nicht zu nahe. Hier wird ein Spannungsfeld aufgezeigt, der auch Raum für neue Interpretationen lässt.

Sind es Gefangene oder Ausgestossene die sich innerhalb der Kunstgrenze befinden oder entspricht es einen Zoo, so wie es in Berlin gerade mit Knut passiert? Wer ist hier eingesperrt oder wird hier ein ganzes Volk ausgesperrt? Der Unterkriechschutz symbolisiert – hier kommt nichts von unten, der Basis. Es zeigt eine distanzierte Sichtweise – der obere Teil des Kunstwerkes steht frei im Raum und das verborgene ist im Untergrund verankert, man könnte fast sagen das erdige Mutterhafte wird nicht sichtbar gemacht. Damit der Event eine eigene Dynamik bekommt, werden zusätzlich angeheuerte Performance-Künstler als Polizisten verkleidet an der Kunstgrenze patrolieren. Ein wahrlich politisches Kunstwerk.

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Leider kann man die Kunstgrenze nur aus 200 Meter Abstand besichtigen. Sicherheitskräfte begründen es „man wolle das Kunstwerk schützen“, nicht das die Transparenz missverstanden werden könnte.

Der Event endet am 9. Juni, mittlerweile sind schon über 40 Begleitveranstaltungen angemeldet und es werden sicherlich noch mehr. Um das Spannungsfeld zur Kunstgrenze und diversen Performance-Shows zu steigern hat sich die Bundesregierung im Vorfeld schon interessante Aktionen einfallen lassen. Wir sind gespannt auf den Vernissagen und der Einweihung der neuen innerdeutschen Kunstgrenze. Ach ja, ein Name wurde auch schon gefunden „Scheinheiligendamm“.

Das Lichtobjekt im Mannenbach

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Heute habe ich festgestellt dass das Lichtquadrat den Regen und den steigenden Pegel des Mannenbach nicht schadlos überstanden hat. Obwohl ich die CCFL mit Silicon in den Plexiglasröhren abgedichtet habe , brennen 3 Stück nur noch ziemlich spärlich. Eine ist sogar gebrochen – diese war unter Wasser. Ich hatte nicht gedacht das der Rosenbusch wegen dem Gewicht des Regens nachgibt und der Mannenbach hatte auch einen höheren Wasserstand, dadurch stand das Lichtobjekt zum Teil unter Wasser.

Zumindest auch eine Grenze – die Kunstgrenze

Betrachtung des demokratischen Prozesses in der Kultur – die Kunstgrenze.

Um es gleich vorweg zu sagen, die Kunstgrenze ist nur ein Beispiel von unendlich vielen Beispielen aus dem Kulturbetrieb. Es ist ein normales Procedere. Wir leben in einem Zeitalter in der soziale Errungenschaften abgebaut und Maximalprofite eingefordert werden. Das Recht des Stärkeren, das heisst der am meisten Kapital verfügt hat „das sagen“, ist keine neue Erscheinung. Man könnte denken das in einem demokratischen Kulturbetrieb diese archaischen Wurzeln überwunden werden können.
Nun offenbart sich im Entstehungsprozess der Kunstgrenze, das sie analog zu unserer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung „Die Macht des Stärkeren“ steht. Hier wird klar eine demokratische Entscheidungsfindung untergraben. Die Dörflinger-Stiftung hat nur am Rande mit dem Werk des Künstlers zu tun, sie war eine Notwendigkeit im wirtschaftlichen Prozess. In Zeiten leerer Kassen der Städte wird angeboten, dass die Kunstgrenze über die Dörflinger-Stiftung finanziert wird. Wer wird hier nein sagen? In der Wirtschaft ist das fast vergleichbar mit einer feindlichen Übernahme. Der Künstler, der nicht über ein solides finanzielles Fundament verfügt, hat keine Chance in dieser Entscheidung mitzuwirken. Das ist reiner Kapitalismus ohne Moralanspruch. Positiv wäre es gewesen, die Dörflinger-Stiftung hätte sich finanziell beteiligt, wenn die Entscheidungsfindung zum Beispiel über einen Kunstwettbewerb ausgerufen worden wäre. Eine neutrale Kunststiftung ist sicher besser – man will ja nicht den Bock zum Gärtner machen. Aber seien wir doch ehrlich, warum sollte der Kulturbetrieb anders sein als wie unsere Wirtschaft funktioniert – es ist schliesslich auch ein Markt
(Dieses Thema wurde schon abgehandelt – Vortrag von 2001 „Die Ware Kunst“).

Das Tarot und das Paradoxon
Zum anderen repräsentiert die Kunstgrenze das TAROT. Man möchte meinen, diese sphärische Betrachtungsweise des Lebens ist soweit vom Kapitalismus entfernt wie das Feuer vom Wasser.
Die Widersprüchlichkeit irritiert schon ein wenig. Da Dörflinger immer den Anschein erwecken will, er habe mit den materiellen Dingen nichts zu tun. Das ist genau diese Täuschung die in unserer kritiklosen Zeit so perfekt funktioniert. Reden und Handeln sind zwei verschiedene Dinge und der Mensch glaubt den Worten mehr als den Taten. Könnte es sein, das die Kunstgrenze eine perfekte Inszenierung von hochphilosophischen Gebärden mit strategisch klarer wirtschaftlicher und egozentrischen Machtgehabe ist?

Repräsentiert nicht im Tarot die Karte „Macht“ als egoistischer Ausprägung – Erstarrung. Zeigt sich eventuell diese Ausprägung in den Skulpturen? Wer wäre nicht gerne der Magier, der Narr der spielerisch in der Welt ist? Hier scheint es sich nur um eine Inszenierung des Ego zu handeln. Ist es hier nur vordergründig die Maske des Anspruchs und dahinter verbirgt sich klares Kalkül und streben nach Unsterblichkeit. Das ist an und für sich nicht einmal verwerflich. Aber bitte dann mit offenen Karten. Die Unsterblichkeit so wissen wir, gibt es auch nur temporär – nichts ist ewig. Nun ist sie da – die Kunstgrenze als Grenzerfahrung. Oder wird hier eine Kunstgrenze überschritten oder ist es etwa Grenzkunst? Naja, das Tarot muss hier neu interpretiert werden. Eventuell habe ich da etwas übersehen. Nur was?

Nestbeschmutzer?
Manch einer denkt sicher, als Künstler darf man nicht so über einen Kollegen reden. Deshalb möchte ich betonen – das es mir um das ganze Kunstspektakel geht – und das andere Künstler aussen vor bleiben. Nicht das ich selbst ein Heiliger wäre, wer ist das schon – aber ein Blick hinter die Kulissen des Kunstbetriebes schadet ja nicht. Zudem war ich wirklich verblüfft das es absolut keine Kritik gab oder habe ich die übersehen? Vor 10 Jahren wäre noch ein Aufschrei durch das Künstlervolk gegangen, heute scheint jeder mit sich beschäftigt zu sein.
Mein Vorschlag wäre nur 2 Skulpturen hinzustellen von Dörflinger und den Rest von anderen Künstlern gestalten zu lassen zum Thema „Tarot“. Das wäre doch absolut demokratisch und würde dem heutigen Zeitgeist widersprechen. Vielfalt statt Monokultur

Kunst überproportional

Die Kunst ist also längst abgekoppelt von ihrer am Anfang des 20. Jahrhunderts so leidenschaftlich vertretenen Vorkämpferrolle für eine bessere Gesellschaft. Ob etwas Kunst ist oder nicht, ist, wie Niklas Luhmann in seiner Studie «Die Kunst der Gesellschaft» 1995 formuliert hat, heute nur noch eine Frage der Perspektive. Daher kann die Kunst kein Stein des Anstosses mehr sein, sondern höchstens Stolpersteinchen liefern. Sie ist als solche, wie schon der Begriff «Kunstsystem» verrät, bestens etabliert. Und der Kunstkritiker kämpft nicht mehr an der vordersten Spitze einer selbstbewussten Phalanx, sondern ist nur noch der Rubrikenverfasser einer «Hochglanzkunstbroschüre» für den gehobenen Anregungs- und Dekorationsbedarf. Die Menge und Vielfalt an verfügbarer Kunst schwächt ihre Rolle in der Gesellschaft.

Masse statt Klasse?

Hier gibt es kein zurück, es ist eine logische Entwicklung von gesellschaftlichen Strukturen. Als verständliches Beispiel kann man das Internet heranziehen. Noch vor 20 Jahren hatte es eine Struktur die zu einem gewissen Grad zu erfassen war, es war für den einzelnen subjektiv überschaubar. Die Information nahm als logischer Ablauf der gesellschaftlicher-, technischer- und wirtschaftlicher Entwicklung überproportional zu.
Subjektiv sieht sich der Einzelne jedenfalls einer Informationsflut ausgesetzt, in der das Problem weniger in der Verfügbarkeit von Information oder Wissen besteht, als vielmehr der Anwendung angemessener Informationsfilter. Die Informationsüberflutung erschwert somit das Finden richtiger und wichtiger Information. Das exponentielle Wachstum der Information wandelt sich derzeit in eine logistische Funktion – wir verwalten nur noch die Information. Wenn man sich umsieht, entstehen überall diese überproportionalen Strukturen. Auch in der Kunst – die Kunst wird nicht mehr strukturiert wahrgenommen, sondern nur noch verwaltet.

Der Anfang

Da es langsam auf der www.prax.ch unübersichtlich wird und ich auch interesse habe auf eure Kommentare kommen die neuen Beiträge hierher.

Zur Zeit beschäftigt mich das Thema „Grenzen“ in all seiner Variationen. Es sind die eigenen, die von anderen gesetzt werden und die grossen und kleinen Grenzen im Leben und in der Kunst.