Eine andere Frage war, ob ich ein grosses Interesse besitze an extremen künstlerischen Umsetzungen.
Nein, ich vergleiche nur gerne was es an verschiedenen künstlerischen Prozessen gibt und verbinde sie mit den anderen Prozessen unserer Gesellschaft. Der letzte Eintrag kam nur zustande, da ich den Künstler persönlich kenne und es interessant finde das ausserhalb von „Normen“ ein Bild gemalt wird. Jeder Entstehungsprozess hat seine Eigenheiten. Andrerseits finde es ich nicht mal so besonders extrem was in der Kunst passiert, die wahre Grenzenlosigkeit findet wo anders statt.
Vergleiche ich es mit unserer Gesellschaft, gibt es extremere Beispiele. Der Künstler oder die Künstlerin schadet meines Erachtens keine anderen Menschen damit wie er seine Kunst gestaltet oder umsetzt und auch die Mittel sind selten gefährlich oder haben grosse Auswirkungen. In unserer normalen Gesellschaft finden sich aber Menschen die wirklich extrem bzw. grenzenlos sind und anderen Teilen der Gesellschaft grossen Schaden anrichten können.
Zum Beispiel die Manager, die ihr Einkommen in zweistelligen Millionenbeträge als absolut normal empfinden. Oder die deutsche Bundesregierung (das sind viele Politiker) hat bis heute das Anti-Korruptionsgesetz der UNO nicht unterschrieben. Die Bestechung von Abgeordneten wird weiterhin nicht unter Strafe gestellt. Vielleicht ist das nicht extrem, sondern pervers (Perversion, lat. perversio „die Verdrehung, die Umkehrung“ bezeichnet eine stark den vorherrschenden Moralvorstellungen entgegenwirkende Tat. Heute wird es als Schimpfwort für befremdendes Verhalten benutzt.).
Deswegen kann ein Künstler der auf die Leinwand onaniert, nicht pervers sein, da es keine gesellschaftliche moralische Vorstellung gibt, wie ein Bild oder Kunstwerk zustande kommt. Ausser er bringt jemanden um und malt mit dessen Blut oder was auch immer ein Bild – da ist er sicher moralisch auf einer schlechten Seite. Oder er bringt sich selbst um und malt das Bild mit seinem eigenen Blut – scheitert aber an der Durchführung. Ok, das wäre dann eher makaber und auch irgenwie witzig.
Auch der Innenminister Schäuble mit seiner Panikmacherei um einen perfekten Überwachungsstaat zu bekommen ist in seiner Form extrem und das betrifft irgendwann jeden im Staat. Diese Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen. Wenn ein Künstler Exkremente an die Leinwand schmiert, wird niemand dadurch eingeschränkt.
Wenn manche Künstler für viele nicht „normal“ sind, was sind dann unsere Politiker, Manager und einige Schichten der Gesellschaft? Die Künstler sind Vorreiter für zukünftige Entwicklungen. Nehmen wir die Masslosigkeit, dann sehen wir die Auswüchse als Spiegelbild in unserer Gesellschaft.
Deshalb kann ein Künstler niemals so extrem werden wie die obere Spitze der Gesellschaft. Vielleicht sollte der Innenminister Schäuble und die anderen lieber Kunst machen damit sie nicht so viel Schaden anrichten können.
Die Kunst des Innenminister Wolfgang Schäuble
Nehmen wir an, der Schäuble wäre ein Künstler – ein Aktionskünstler. Man gebe ihm eine doppelläufige Schrotflinte und er steht mit seinem Rollstuhl auf einer weissen Leinwand, unter dem Rollstuhl sind drei Pinsel befestigt die mit schwarzer, roter und goldener Farbe getränkt sind. Die Reifen werden auch mit einer Farbe eingestrichen, nehmen wir braune Farbe.
Dann feuert Wolfgang Schäuble diese Schrotflinte, beide Läufe gleichzeitig, auf eine Puppe ab. Diese ist vermummt oder zumindest sieht sie wie ein Islamist aus, der Puppe wurde ein Schild umgehängt, dort steht „Al Qaida“ oder „Terrorist“. Dabei bewegt sich der Rollstuhl dank der kinetischen Energie der Schrotflinte ein paar Meter zurück. Dabei zeichnen sich auf der Leinwand die drei Pinselstriche und die Reifen des Rollstuhls ab.
Eine technische Bemerkung: Wichtig ist, der Schuss muss aus der Hüfte kommen, denn an der Schulter angelegt würde man sich sonst rückwärts überschlagen – das gäbe dann ein anderes Bild. Möglich wäre es auch, die Schrotflinte am Bauch anzulegen. Dann würde beim Aktionskünstler das gleiche Gefühl entstehen, wie bei anderen Menschen die seine Reden als Innenminister hören. Und die Bremsen müssen gelöst sein – wer will sich schon bremsen in der Politik und Kunst!
So würde er als Künstler sich selbst und seine Gedanken initiieren und gleichzeitig noch ein Kunstwerk schaffen. Bei der Aktion wird die Puppe vernichtet, als einen Akt der Spontanität, nur ein Finger setzt alles in Gang. Schon fast Minimalismus in der Kunst. Dadurch entstehen die 3 Farben auf der Leinwand die Deutschland repräsentieren und sind zudem links und rechts eingefasst mit den braunen Spuren. Interessant auch das sich beim Rückschlag der Schrotflinte der Rollstuhl rückwärts in Bewegung setzt, die Augen aber blicken nach vorne. Das lässt viel Raum für Interpretationen und Assoziationen der politischen Landschaft.
Die Aktionskunst wird filmisch festgehalten und auf DVD´s gebrannt und das Kunstwerk kann kaufen wer will, vielleicht erzielt es ja einen absurden hohen Preis. Die Puppe wird den Taliban geschickt, damit sie sich mit europäischer Kunst auseinander setzen können, sozusagen als Kulturbeitrag. Dann werden wir sehen ob sie auch Kulturverständnis und Humor besitzen.
Wenn es ihnen gefällt, bekommen sie die gesamte documenta 12 dazu, samt Ausstellungsleiter der ihnen dann alles erklären kann. Dann wären sie die nächsten 10 Jahre beschäftigt, es wäre ruhig in Afghanistan und die Soldaten könnten wieder zurückkommen. Im schlimmsten Fall werden eventuell irgendwelche Kunstkritiker entführt, wenn sie mehr über westliche Kunst erfahren wollen. Das wäre doch eine gute Sache und es wird kein Schaden angerichtet. Also, ich glaube Herr Schäuble könnte als Künstler viel mehr erreichen. Als Politiker würde er dies nicht schaffen.
Ich könnte ja mal Wolfgang Schäuble fragen ob er da mitmacht, könnte mir aber vorstellen das er lieber kein Künstler sein möchte, obwohl diese Kunstaktion perfekt auf ihn zugeschnitten wäre.
Fast hätte ich den Titel des Kunstwerkes vergessen – „Ohne Titel“ ist zu wenig, wie wäre es mit „Deutschland in der richtigen Spur“ oder besser „Deutschland in der rechten Spur“.
Nicht das es heisst ich kenne keine Politiker. Das ist zwar ein altes Foto mit Aussenminister Kinkel, ich glaube es war 1997, da hatte ich auch noch mehr Haare auf dem Kopf. Ja, ja die Zeit hinterlässt ihre Spuren.