Kinderpornografie und die bestimmten Begriffe
Die grösste Schlagzeile zu Weihnachten war ja der Kinderpornografie-Fall in Deutschland mit rund 12.000 Verdächtigen (in 70 Ländern). Schlimm, dass es so etwas gibt! Aber wieviel Prozent sind das von der Gesamtbevölkerung der 70 Länder bei 500 Millionen Einwohner, es wären 0,00024 %. Nur Deutschland: 82 Millionen Bundesbürger und 12.000 Verdächtige ergibt 0,014 %.
So wie die Medien schreiben scheint jeder zehnte ein Kinderschänder zu sein. Keine Frage, Menschenhandel, Kinderschändung, Kinderpornografie gehören verfolgt, genauso wie Mord, Kriegsverbrechen, Folter, Unterdrückung von Minderheiten, Meinungsfreiheit usw..
Aufgrund der Aussage vom Oberstaatsanwalt Peter Vogt verspürte ich keine Lust das Thema genauer zu recherchieren. Vogt wies nämlich darauf hin, dass sich Internetnutzer bei Kinderpornografie sehr schnell strafbar machten. Vogt: „Schon wenn zielgerichtet mit bestimmten Begriffen nach Kinderpornografie gesucht werde, macht man sich strafbar.“
Davon mal abgesehen, was sind das für „bestimmte Begriffe“ die strafbar sein sollen. Kinderpornografie + Information? Kinderpornografie + Foto?
Das nennt man Rasterfahndung im Internet – denn wenn 100 oder 10 Menschen von den 12.000 Verdächtigten unschuldig sind und in die Mühlen der Justiz geraten, dann ist das Rufmord für unbescholtene Bürger. Das nimmt bekanntermassen zu, die Justiz fischt im trübem Gewässer des Internet mit immer kleinerer Maschenweite – Quantität und Masse statt Qualität mit Verantwortungsbewusstsein.
Der Bundestrojaner überall – jeder Suchbegriff bei Google, meine IP, der Abruf der gefundenen Seiten, alles dokumentiert? Jeder Provider ein Spion des Staates? Gesamtdeutschland als Ostdeutschland mit modernen Stasimethoden, der Computer als MfS-Mitarbeiter. So wird aus einer guten Absicht (Kampf gegen Kinderpornografie) sehr schnell ein anderes Gefängnis und darin sitzt die Freiheit der 99,99% unbescholtener Bürger. Pech wenn man zufällig in das Raster oder in die Falle der Justiz gerät. Denn der Falle (Bild oben) ist es egal – ob schuldig oder unschuldig – sie schnappt nur einfach zu.
Im Leben hat sich oft bewahrheitet, dass gerade diejenigen, die mit erhobenem moralischem Zeigefinger am höchsten herausragen, oftmals selbst den Tätern sehr ähnlich sind. Siehe Drogengegner Friedmann und sein Koks oder im auch IT-Sicherheitsbereich – der erfolgreiche Hacker ist auch der beste Sicherheitsexperte.
Die Nebenwirkung? Wenn man ein gemeinsames Bad in der Badewanne mit der vierjährigen Tochter vorhat, vorsichtshalber eine Badehose anzieht oder lieber gleich darauf verzichtet, keine Urlaubsfotos von seinen eigenen leichtbekleideten Kindern am Strand ins Internet stellt, lieber körperliche Distanz zu Kindern hält um ja nicht verdächtig zu werden? Oder es entstehen Internetseiten mit dem Titel: „Todesstrafe für Kinderschänder“. Schöne neue Welt!