Der Untergang des Blogs

steinmaennchen.jpg In letzter Zeit dachte ich darüber nach, was für Konsequenzen es hätte, wenn dieser Blog plötzlich verschwinden würde – ohne Reinkarnationmöglichkeit vom digitalen Nirwana. Um einen Vorgeschmack zu bekommen, ist das Internet letzte Woche komplett ausgefallen – die Ursache war bei der Swisscom bzw. Bluewin. Dort ist eine komplette Verteiler-Karte ausgefallen, wurde aber mit einem Reset wiederbelebt – das ist bei Maschinen ein normaler Vorgang, beim Menschen würde man einen Defibrillator benutzen.

Was bleibt nach einem Datengau wenn absolut nichts mehr reproduzierbar ist, die Berichte, die Kommentare? Also habe ich mir mal die alten Berichte durchgelesen, nun muss ich mich ernsthaft fragen mit was ich mich da eigentlich beschäftige. Globale Probleme wälzen? Gehen mich die Probleme der Welt etwas an, fördert dies mein Wohlbefinden? Nein, das tut es definitiv nicht. Lieber balanciere ich Steine auf im Mannenbach – ist sicher auch kurzlebig, berührt aber die Menschen auf eine andere Art. Es ist bleibender auch wenn es nur für einen kurzen Moment ist.

Zum anderen habe ich festgestellt, das diese Blogschreiberei meinen kreativen Prozess in der Kunst, zur Zeit versuche ich die Skulpturen mit LED umzusetzen, eher störend wirkt. Kreativität besteht nicht aus 0 und 1, ausser der elektronischen Vorplanung und Lichtverteilung. Wahre Kreativität ist ein offener Prozess der von innen heraus kommt. Ist der Kopf zu logisch strukturiert kommt automatisch etwas statisches heraus, das befriedigt mich auf keiner Weise. Die erste Konsequenz für mich, ich muss mich vom Computer entwöhnen – denn dieser und dass muss ich zugeben, hat ein grosses Suchtpotential. Entwöhnen heisst, ich muss für mich einen anderen Umgang mit dem Computer finden der mir nicht soviel Lebenszeit klaut. Der Computer klaut sie mir natürlich nicht, sondern ich mir selbst – genauso wie der Fernseher.

Dieses Thema werde ich nun Schritt für Schritt weiter ausarbeiten.

Blogkommentare und Zensur

Es war nur eine Frage der Zeit. Wer haftet bei den Blogs oder Foren für die Kommentare und dessen Inhalt. Diskussionen über Zensur sind generell ein zweischneidiges Schwert. Denn auch gut recherchierte und wahre Enthüllungen/Berichte/Kommentare sind gerichtlich anfechtbar. Gegen Firmen die versuchen mit viel Geld und ein paar scharfen Rechtsanwälten, die meist privaten Blogbetreiber mundtot zu machen, hat man selten gute Karten. Seine „subjektive Meinung“ zu vertreten verlangt Zivilcourage und ist für andere unbequem – dazu braucht man entweder eine gute Rechtsschutzversicherung oder man macht es gleich anonym.
Natürlich, das ist die andere Seite, werden auch beleidigende Kommentare von anonymen User abgegeben. Werden sie entdeckt, so löschen 90% der Betreiber die Kommentare.
Jetzt hat ein aktuelles Urteil des Landgerichts Hamburg die Debatte um die sogenannte Forenhaftung wieder aufgewühlt. Die Gretchenfrage: Ist der Betreiber eines Forums, eines Blogs oder einer Webseite juristisch verantwortlich für Kommentare von Nutzern seines Angebots? Muss er alles vorab zensieren? Jetzt kommt das Zeitfenster ins Spiel, wie schnell muss ein Beitrag gelöscht werden?

Laut dem Beschluss des Landgerichts: VORAB. Verurteilt wurde in diesem Fall der Journalist und Blogger Stefan Niggemeier, darüber kann man bei Spiegel-Online nachlesen.
  
zensur.jpg

Schein und Scheinheiligkeit – so funktioniert die Welt.
 
„Die Gedanken sind frei“ so ein altes Sprichwort und die Anonymität des Internet lässt sie real werden, damit sie gelesen werden.

Hier kann ich nur für mich sprechen, ich hatte auch einige Kommentare zu einem heiklen Thema. Diese wurden beleidigend gegenüber einer Person geäussert. Natürlich lösche ich solche Kommentare, wenn ich sie entdecke. Aber ich habe kein Interesse, alle Kommentare bevor sie veröffentlicht werden, vorher zu kontrollieren da es Zensur ist. Wir leben in einer Zeit wo eine Kontroll- und Regelungswut herrscht. Im Prinzip ist das Internet ein Spiegel unserer Gesellschaft und dort kann man nun mal nachlesen wie andere Menschen denken. Auch wenn es uns nicht gefällt oder auch abstossend ist was wir entdecken können. Früher gab es diese globale Vernetzung nicht, dass heisst aber nicht, das in der Vergangenheit nicht schon solche Gedanken existierten. Vielleicht kommt zum ersten Mal ans Tageslicht, was in menschlichen Köpfen abläuft und schon immer abgelaufen ist.

Es ist sicher erschreckend was manchen Menschen im Kopf vorgeht, aber es sind meist Gedankensplitter und das Deckmäntelchen der Normanpassung funktioniert bei den meisten. Deshalb fallen im Normalfall solche Menschen in der Gesellschaft nicht auf. Hysterie und Überbewertung und der Schrei nach Kontrolle und Überwachung bringen das Gegenteil. Man könnte fast meinen, der Menscheit hat ein Problem die Realität so zu erkennen, wie sie nunmal ist. Vielfalt in allen Bereichen, ob negativ oder positiv, extrem oder angepasst – der Mensch besitzt keine genetische Grundnorm was „Normal“ ist.

Abgesehen davon, man schaue sich die Welt an wie sie tickt. Keine Nachrichten ohne Schreckensmeldungen, Angst vor Katastrophen, Angst vor dem sozialen Abstieg, Kriege, Menschenrechtsverletzungen – das ist das reale Abbild unserer Gedanken. Sie passieren jetzt und sind real.
Warum regt sich keiner darüber auf? Weil sie in unserer Welt alltäglich geworden sind? Die Gedanken im Internet sind sie gefährlicher?

Das System im System
Deshalb bauen wir uns eine zweite bessere Welt wie „Second Life“ wo alle so wunderbar harmonisch miteinander umzugehen und erschrecken, wenn festgestellt wird, das dort das gleiche passiert wir in unserer realen Gesellschaft. Man könnte fast meinen, der Mensch sucht das Paradies im Internet. Deswegen mutet es aberwitzig an, wenn Diskussionen über virtuelle Kinderschändung und virtuelle Vergewaltigung diskutiert und dann nach realen Gesetz gerufen wird. Gibt es schon bald den virtuellen Gerichtshof bei Second Life, wo User dann in ein virtuelles Gefängnis gesteckt werden? Sicher sind die Juristen dann auch nicht weit, um dort eine zweite Kanzlei zu besitzen und reales Geld verdienen. Lange kann es nicht mehr dauern. Der Mensch ist einfach … Mensch.

Das Urteil …
Das Urteil ist wieder mal ein typisches – die Haftung bzw. juristische Verantwortlichkeit. Wenn man diese Haftungsphilosophie oder die juristische Verantwortlichkeit auf unsere Politiker und Wirtschaftskapitäne anwenden würde, dann könnte man sicher 60% dieser Personengruppe abmahnen wegen unwahrer Aussagen oder bewusster Täuschung.