Moral und Ethik in Unternehmen
Der wachsende Druck, ständig und kurzfristig Erfolge vermelden zu müssen, agieren Manager ohne persönliche Moral und Ethik. Die unternehmerische Philosophie als Glaubenssatz, der Glaube an unbegrenztes Wachstum und Wachstum des Wachstums willen. Mehr als 57 Prozent der Führungskräfte quält mehrmals jährlich ihr schlechtes Gewissen, weil ihr Handeln mit einstigen Wertvorstellungen unvereinbar ist. 47 Prozent beobachten in ihrem beruflichen Umfeld regelmässig moralisch verwerfliches Handeln. Und bei 72 Prozent der Leistungsträger haben sich die Vorstellungen von Moral und Ethik im Laufe ihres Berufslebens verschoben.
Was ist zu tun in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, der Ruf nach Gerechtigkeit und Moral wird lauter. Aber ist es nicht so, wenn der Mensch tief in Ängsten steckt, dass der Ruf und Glaube an den lieben Gott automatisch lauter wird und deshalb dann zu Weihnachten die Kirchen besonders voll sind – in guten und sicheren Zeiten aber dafür immer leerer werden.
Was ist überhaupt Moral?
Moral sind Zwänge etwas zu tun und Tabus etwas nicht zu tun. Und die Ethik ist die strukturierte Beschäftigung mit Moral. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass auch die Moral im Negativen wie im Positiven aus egoistischen Beweggründen geschieht. Bekanntermassen und durch Studien belegt neigen Menschen die eine hohe moralische Meinung von sich haben, eher zu Geiz.
Antworten und Einsichten über Moral und Ethik findet man bei:
Arendt, Aristoteles, Augustinus, F. Bacon, Benjamin, Bentham, Berkeley, Bloch, Camus, Cassirer, Chomsky, Comte, Condillac, Condorcet, Descartes, Dewey, Fichte, Frege, Grotius, Hegel, Heidegger, Hobbes, Hume, Husserl, James, Jaspers, Kant, Kierkegaard, Leibniz, Locke, Mill, Morus, Nietzsche, Peirce, Platon, Quine, Russell, Schelling, Schleiermacher, Schopenhauer, Sellars, Spinoza, Stirner, Thomas von Aquin, Voltaire, Wittgenstein, Wollstonecraft.
Moral in der Finanzkrise?
Die Finanzkrise entstand nicht durch bewusstes absichtliches Handeln, sondern durch die natürlichen menschlichen Eigenschaften „Egoismus, Macht und Gier“ und dem sehr komplexen Umfeld des Finanzmarktes. Daraus resultiert: „die eine Hand wusste nicht was die andere Hand macht“. Die abstrakte Dynamik in den Führungsebenen trägt dazu beschleunigend bei, wer will schon in der Profitmaximierung als letzter dastehen. Führungspersonen mit gesunden moralischen Anspruch werden in starken Wachstumszeiten schnell entfernt, weil sie gegen die gängige Firmenphilosophie von Wachstum und Profit verstossen.
Die Auswirkungen auf die Gesellschaft sind natürlich erheblicher wenn Globalplayer dies tun, als wenn ein einzelner Angestellter/Arbeiter agiert. Auch der einfache Angestellte trägt seinen kleinen Teil dazu bei; beim Manager ist es Profitmaximierung und beim Angestellten die Arbeitsplatzsicherung.
Gibt es eine soziale Marktwirtschaft mit ethischen und moralischen Grundpfeilern?
Ja – nach den Zeiten von kriegerischen Auseinandersetzungen. Kein Krieg ist moralisch gerechtfertigt, im Gegenteil, je länger kriegerische Auseinandersetzungen dauern umso roher die Gewalt. So hatte auch die tatsächlich nie eintretende soziale Marktwirtschaft ihre grösste Chance nach dem zweiten Weltkrieg, doch der Mensch ist gerne vergesslich, je weiter das Ereignis in der Vergangenheit zurückliegt, desto mehr verfälscht sie sich. Der Mensch besitzt keine Festplatte wie ein Computer wo die Daten unverfälscht abgesichert sind, sondern der Mensch gestaltet seine Vergangenheit um – so wie sie ihm genehm ist. Deshalb erscheint dem Menschen die Vergangenheit immer etwas rosiger als die Zukunft, die er nicht kennt. Das Gehirn des Menschen und die subjektive Realität ist definitiv keine objektive Wahrheit.
Die Moral ist wie ein physikalisches Phänomen, erst wenn extreme Bedingungen und Eigenschaften auftreten kommt es zu einer Reaktion. Warum soll ich über Moral und Ethik nachdenken wenn alles in Ordnung ist?
Ursache und Wirkung?
Die heutige Diskussion über die Moral und Ethik ist nur dadurch entstanden, dass wie so oft eine Situation eskaliert ist, wäre nichts passiert und wären wir noch im Wachstumshöhenflug so würde diese Diskussion nie stattfinden. Im Gegenteil, man würde ablehnend auf diejenigen deuten, die die mangelnde Moral aufzeigen und diese werden deshalb als emotionale Moralapostel abgestempelt. Vielleicht sollte man bei diesem Thema anmerken, dass der Mensch nur eine Weiterentwicklung des Tieres ist mit einem Wirbeltiergehirn. Genau deshalb vermag der Mensch nicht aus seiner Rolle auszusteigen, er ist wahrlich nicht der „Gutmensch“ als der er sich fühlt. Um diesen Teufelskreis zu verlassen, hat der Mensch nur die Möglichkeit die extremen Ausschläge des Pendels zu begrenzen. Sturmwellen sind ungefährlicher als Tsunami.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen über Moral und Ethik ergeben dieses Bild:
Ein Ergebnis vorurteilsfrei und ohne Bewertung zu sehen ist des Menschen nicht besonders eigen, deshalb werden manche ein Grinsen im Gesicht haben wenn sie die obige Grafik sehen. Klar erkennt man, dass die Moral der Manager unter denen von Straftätern angesiedelt ist, das ist aber nur vordergründig. Schauen wir die Grafik genauer an.
Den religiösen Mitarbeitern wird eine grosse moralische und ethische Kompetenz bescheinigt, Manager und Politiker liegen noch unter dem Mass von Straftätern und Angestellten. Dieses Ergebnis wird niemanden verwundern, so ist es nunmal auf unserem Planeten.
Betrachten wir das Ergebnis aber aus verschiedenen Gesichtspunkten, die wären: Im welchem Umfeld bewegen sich die Menschen, welcher Gesellschaftsschicht sind sie zugehörig und welche Philosophie vertreten sie.
Der Manager im Gegensatz zu einem religiösen Menschen bewegt sich in einem ganz anderen Umfeld und das Umfeld prägt. Ein religiöses Umfeld vermittelt andere moralische Instanzen als eine Grossbank. Inwieweit sind sie in einer abstrakten Welt verhaftet; vergleich Bauer und Finanzberater. Welche Rolle spielen sie in der ihnen angehörigen Gesellschaftsschicht und welche Philosophien sind dort vertreten.
Der Manager oder Politiker lebt in einem sehr komplexen Umfeld, seine Sichtweise auf die getroffenen Entscheidungen ist eingeschränkt. Es werden sehr abstrakte Instrumente benutzt und Manipulationen vorgenommen um den Profit zu steigern. Der Mensch besitzt nur eine begrenzte Wahrnehmung für sehr komplexe Vorgänge. Er ist biologisch nicht in der Lage eine umfassende Auswirkung seiner Entscheidungen zu erkennen. Das Prinzip beruht auf „Versuch und Irrtum“ (englisch trial and error). Solange es klappt, ist man überzeugt das Richtige zu tun und wenn es scheitert erkennt man die Ursache. Die oben erwähnten Philosophen haben sich um diesen Umstand viele Gedanken gemacht und wenn man die neuzeitliche Hirnforschung hinzuzieht, dann gelangt man zu der Erkenntnis das wir in unserem Leben nur eingeschränkt Handlungsfähig sind – aber immerhin Handlungsfähig. Aber wir haben keine Chance sehr grosse Komplexität mit komplexen Instrumenten verwalten zu wollen, die dann später mit anderen komplexen Systemen überwacht werden.
Warum schneiden Straftäter so gut ab? Die einfachste Antwort, weil sie erwischt wurden und in einem Gefängnis sitzen. Der Weg von der Straftat, Angst erwischt zu werden, von der Polizei festgenommen, Untersuchungshaft und Befragung, Gerichtsverhandlung und die Einweisung in ein Gefängnis sind ein langer Prozess. So wie viele Menschen die in einer ausweglosen Situation zum lieben Gott beten, an den sie ein ganzes Leben lang nicht glaubten – so auch der Straftäter. Denn wenn er eingesperrt ist, findet er eher einen Zugang zur Moral. Liest man die Bibel, gibt es zahlreiche Hinweise für dieses Phänomen – „vom Saulus zum Paulus“.
Vereinfacht gesagt; wären die Straftäter nicht aufgeflogen, so wäre ihre Moral sicher im ähnlich tiefen Bereich von Managern. Auch bei den Managern gibt es wiederum moralische und ethische Einsichten ähnlich wie bei Straftätern, meist nach der Katastrophe. Davon abgesehen, was ist schon Moral? Gibt es sie tatsächlich und was sagen solche Grafiken aus. Nichts!
Am einfachsten lässt sich dieses Phänomen mit Platon`s (427 v. Chr. bis 347 v. Chr.) Höhlengleichnis erklären:
„Platon beschreibt einige Menschen, die in einer unterirdischen Höhle von Kindheit an so festgebunden sind, dass sie weder ihre Köpfe noch ihre Körper bewegen und deshalb immer nur auf die ihnen gegenüber liegende Höhlenwand blicken können. Licht haben sie von einem Feuer, das hinter ihnen brennt. Zwischen dem Feuer und ihren Rücken befindet sich eine Mauer. Hinter dieser Mauer werden Bilder und Gegenstände vorbeigetragen, die die Mauer überragen und Schatten an die Wand werfen. Die „Gefangenen“ können nur diese Schatten der Gegenstände wahrnehmen. Wenn die Träger der Gegenstände sprechen, hallt es von der Wand so zurück, als ob die Schatten selber sprächen. Da sich die Welt der Gefangenen ausschließlich um diese Schatten dreht, deuten und benennen sie diese, als handelte es sich bei ihnen um die wahre Welt.
Platon (bzw. Sokrates) fragt nun, was passieren würde, wenn man einen Gefangenen befreien und ihn dann zwingen würde, sich umzudrehen. Zunächst würden seine Augen wohl schmerzlich vom Feuer geblendet werden, und die Figuren würden zunächst weniger real erscheinen als zuvor die Schatten an der Wand. Der Gefangene würde wieder zurück an seinen angestammten Platz wollen, an dem er deutlicher sehen kann.
Weiter fragt Platon, was geschehen würde, wenn man den Befreiten nun mit Gewalt, die man jetzt wohl anwenden müsste, an das Sonnenlicht brächte. Er würde auch hier zuerst von der Sonne geblendet werden und könnte im ersten Moment nichts erkennen. Während sich seine Augen aber langsam an das Sonnenlicht gewöhnten, würden zuerst dunkle Formen wie Schatten und nach und nach auch hellere Objekte bis hin zur Sonne selbst erkennbar werden. Der Mensch würde letztlich auch erkennen, dass Schatten durch die Sonne geworfen werden.
Erleuchtet würde er zu den anderen zurückkehren wollen, um über seine Erkenntnisse zu berichten. Da sich seine Augen nun umgekehrt erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen müssten, könnte er (zumindest anfangs) die Schattenbilder nicht erkennen und gemeinsam mit den anderen deuten. Aber nachdem er die Wahrheit erkannt habe, würde er das auch nicht mehr wollen. Seine Mitgefangenen würden ihn als Geblendeten wahrnehmen und ihm keinen Glauben schenken: Man würde ihn auslachen und „von ihm sagen, er sei mit verdorbenen Augen von oben zurückgekommen“. Damit ihnen nicht dasselbe Schicksal zukäme, würden sie von nun an jeden umbringen, der sie „lösen und hinaufbringen“ wollte. (Quelle: Wikipedia)“
Wie dem auch sei, wir leben in einer sehr komplexen Welt und sehen immer nur einen mikrokleinen Ausschnitt von ihr.