Facebook – Hurra, wir schaffen gemeinsam ein Internet-Monopol


Die Fakten

Facebook hat ungefähr 550 Mio. Nutzer weltweit und es gibt insgesamt 1,8 Mrd. Internetnutzer. Über 50% der 550 Mio. Facebooknutzer benutzen jeden Tag das soziale Netzwerk. So entsteht die grosse Anzahl an Seitenaufrufen im Internet, noch vor Google. Facebook wird mittlerweile in 70 verschiedenen Sprachen angeboten und wird auf geschätzten 10.000 Servern gehostet.

Natürlich gibt es Konkurrenz zu Facebook (31,6%), wie Xing (19,1%), wer kennt wen (18,9%), Studios (14,1%). Facebook wächst auf Kosten der anderen, der Gesamtmarkt stagniert zwar, der Netzwerkeffekt arbeitet kräftig für Facebook, die Mitbewerber werden verdrängt. Zudem hat Facebook die meisten regelmässigen Networker, das kommt vermutlich von den vielen „Umarmungen, Herzchen, Küsschen, Lächeln und sonstigen Schwachsinn“.

Wäre Facebook ein Staat, wäre er der drittgrösste, nach China und Indien. Das führt zu einer neuen Wirklichkeit/Realität, die die Kontaktpflege von Menschen grundlegend verändert. Wir führen heute ein soziales Leben mittels eines kostenlosen Netzwerks. Die soziale Realität ist virtuell – verrückt oder?

Der Markt und die zukünftige Kapitalisierung
Facebook ist noch nicht an der Börse, Laut Time Magazine, hat Zuckerberg das zu einem sechsfachen Milliardär gemacht hat – auf dem Papier zumindest. Goldman Sachs und der russische Investor Digital Sky Technologies haben dieser Tage in Summe 500 Millionen Dollar auf den Tisch gelegt, um sich gerade einmal einen Prozent an dem Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Palo Alto zu sichern. Damit ist der Firmenwert von Facebook rechnerisch über Nacht um 20 Prozent auf 50 Milliarden Dollar gestiegen! Das ist umso erstaunlicher, als Facebook 2010 gerade einmal geschätzte zwei Milliarden Dollar eingenommen hat. Branchenkennern zufolge soll spätestens 2012 Facebook an die Börse gehen.

Facebook baut sein Service-Angebot massiv aus um unabhängig von den Einstiegsseiten zu werden. Das heisst: Der größte Teil des Online-Werbemarkts und der Aufmerksamkeit würde dann an Facebook gehen. Das lässt auch die Anleger hoffen, besser gesagt die Spekulanten.

Noch sind die Firmenbücher unter Verschluss. Das bedeutet: Alle derzeitigen Jubelmeldungen über Facebook beruhen auf reinen Schätzungen. Gerade das heizt derzeit in den USA die Spekulationen an. Wie wir wissen, nach der und vor der nächsten Finanzkrise – Spekulation ist der Zeitgeist unserer Gesellschaft. Die neue Religion heisst Profitmaximierung.

Die Unternehmen „Facebook“
Mittlerweile sieht man auf fast allen Seiten den “Like”-Button von Facebook eingebunden oder kann sich in die entsprechende Fangruppe eintragen. Auch hier auf dem Blog habe ich mich hinreissen lassen, so ein Ding zu platzieren. Immer mehr Services sind schon sehr mit Facebook verbunden, so, dass man sich dort direkt mit seinen Facebook-Nutzerdaten einloggen kann.
Facebook hat sich als Ziel gesetzt, das Leben seiner Nutzer in möglichst allen Bereichen zu vernetzen – und will zugleich mit Werbeeinnahmen Geld verdienen, daher werden Facebook-Mitglieder zu unbezahlten Werbern. Das weltgrößte Online-Netzwerk stellte erst kürzlich den Dienst „Sponsored Stories“ vor, bei dem Werbe-Kunden Facebook-Einträge von Nutzern hervorheben können. Warum? Weil vorher die Einblendung („Gefällt mir“-Einträge oder Check-In-Anmeldungen) nur die Facebook-Freunde eines Nutzers zu sehen bekommen – also diejenigen, denen die Informationen sowieso zugegangen sind. Solche Einträge gehen aber leicht in der Flut der Facebook-Nachrichten unter, daher das neue Angebot.

Der Werbemarkt ist ein lukrativer Markt und keiner will der letzte sein. Mittlerweile hat jedes Unternehmen, jeder Sender, sein „Gefällt mir-Button“. Jede Fernsehsendung wirbt heute schon unentgeltlich für Facebook. Wir alle schaffen gemeinsam ein Monopol, denn wer will den schon der letzte sein, bei diesem unglaublichen Hype. Gier frisst Verstand und das Gefühl nicht dabei zu sein frisst jede Vorsichtsmassnahme (siehe hier auf dem Blog „Die Unternehmen und der Sozial Media Hype„). Es erinnert an die alten Goldgräberzeiten, dort blieben viele Menschen und die Natur auf der Strecke. Mal sehen wer diesmal der Verlierer ist – unsere Privatsphäre?.

Zumindest ist eines ganz klar – Facebook wird sich nicht aufhalten lassen, die Benutzerdaten sind elementar für Werbung, Datenschutz ist daher kontraproduktiv. Die Nutzer können sich dort Nachrichten schreiben und chatten. Millionen spielen „Farmville“ und managen einen Bildschirm-Bauernhof. Fast alle großen Unternehmen sind vertreten und immer mehr Politiker. Eltern melden ihre Babys an, es gibt Gedächtnisseiten für Verstorbene, Prominente schicken per Facebook ihre Partner in die Wüste, indem sie ihren Status von „in einer Beziehung“ auf „Single“ ändern – und das alles geschieht mittlerweile in mehr als 70 Sprachen. Viele der Übersetzungen erledigen Fans, ohne jede Bezahlung. Das ist doch wirklich sozial. ;-)

Wenn Du nicht bei Facebook bist, existierst Du nicht! Unterwirf  Dich der Datendiktatur! Die Zeit der Privatheit ist vorbei!

Fazit: Regen wir uns nicht alle über die Monopolisten wie Mineralölkonzerne oder die Energiewirtschaft auf. Diese diktieren die Preise und es gibt kaum Möglichkeiten auf andere Anbieter umzusteigen. Wenn wir nun alle gemeinsam unseren „Käfig“ schaffen, sitzen wir zum gutem Schluss selbst drinnen – normalerweise kommt dann auch irgendwann die Gegenbewegung (wie bei Google, die aber mehr oder weniger als gescheitert anzusehen ist).

Der Volksmund weiss, daß nur dumme Schafe ihren Metzger selber wählen, und wir sollten doch klüger sein. Die Entwicklung wird durch die hohe Medienpräsenz und Unternehmen so rasch beschleunigt, so dass wir mehr oder weniger überrollt werden. Kritik wird gerne als Ablehnung verstanden, ich persönlich lehne Facebook nicht ab – aber Augen auf und den gesunden Menschenverstand einschalten! Ich könnte jetzt dafür plädieren auf andere Soziale Netzwerke umzusteigen, aber seien wir realistisch, wer bedient schon gerne mehre Soziale Netzwerke – es ist viel Arbeit und wird unübersichtlich. Also, entscheidet man sich nur für eines und das wird vermutlich Facebook sein und irgendwann wird es fast unmöglich sein , diesen Monopolisten wieder zu verlassen.

Wir schaffen also unsere eigene Abhängigkeit, Facebook verhält sich dann so wie eine Droge, man wird süchtig (meine Freunde sind alle dort), es schafft eine andere Realität (virtuelle Realität, so wie SecondLive), es schafft einen neuen gierigen Markt (Produktwerbung, Branding, …) – man wird eben abhängig und kritiklos. Nebenbei erzeugt genau dieser Markt wieder eine neuen Blase – es geht doch im tieferen Sinne nicht um das Soziale Netzwerk, sondern um einen Markt wo Geld verdient werden kann (und zwar verdammt viel Geld). Da ist normalerweise die Gier nicht weit und die Manipulation – der Zweck heiligt die Mittel. Der Zug rollt und lässt sich nicht mehr aufhalten und vermutlich will ihn auch keiner aufhalten. Warum auch, in der virtuellen sozialen Welt ist doch alles so schön belanglos.

Mal so nebenbei – die CO2-Bilanz – wieviel CO2 verursachen die vielen Server von Google und Facebook – Fujitsu berechnet CO2-Fußabdruck für Rechner und Server oder Studie: Server stoßen so viel CO2 aus wie ein Geländewagen.

Info:
Liebes Facebook, haben wir dich nötig du Datennutte?
Chaos Computer Club warnt vor der „Datenkrake“ Facebook
Kampf dem Monopol
Facebook will das Internet-Monopol
Kontinent Facebook: Wieviel Platz ist für weitere Social Networks?
Goldman schließt US-Investoren von Facebook-Anteilen aus

Auch sehr interessant:
Wie allfacebook.com berichtet, verbreiten sich mehrere SCAM’s zur Zeit wieder rasant in Facebook. Mehrere SCAM’s in Verbindung mit dem Valentins-Tag, ein Video über einen angeblichen Striptease von italienischen Lehrern, ein weiterer SCAM wurde von Facebook eliminiert, ist aber ein gutes Beispiel für das Hijacking eines Brands ….
Facebook: Achtung! Neue SCAM’s verbreiten sich schnell
oder
Facebook: So werden Sie fiesen Phishing Scam los


Die Unternehmen und der Sozial Media Hype

Social Media – der Begriff der in aller Munde ist – wieder ein weiteres Medium? Ja! Im Social Web findet diese Verknüpfung neben der Information noch zusätzlich über einen sozialen Kontext statt. Sprich: Ich konsumiere ein Medium, weil es mit meinem sozialen Kontext verknüpft ist. Normalerweise wird es von einem Freund auf zum Beispiel Facebook empfohlen und alle wissen es. Die Konsumenten und Interessenten werden zunehmend aktiver und erwarten von ihren Ansprechpartnern ein Miteinander. Sie wollen aktiv auf die Produktentwicklung und Produktgestaltung Einfluss haben und nicht mehr als passive Zielgruppe anonymer Marktprozesse wahrgenommen werden. Im diesem Zusammenhang fällt dann der Begriff “Social Media”. Es geht um Netzwerke wie Flickr oder Wikipedia, wo die soziale Interaktion den Medieneinsatz bestimmt.

Out ist …
Traditionelles Marketing im Internet, was zum Beispiel über Banner die User auf kontextirrelevante Inhalte leiten will, kommt nicht recht zum Erfolg, denn die User pflegen ihre Banner-Blindness.  Da hilft es auch nicht, wenn man statt Banner Pop-Werbung aktiviert. Sofern technisch möglich, wird dies dem Browser unterbunden; wenn dies nicht geht, dann wird Pop-Werbung ungesehen schnellstmöglich weggeklickt. Wer heute noch auf Banner oder kontextbasierende Werbung setzt sollte lieber sein Geld einer gemeinnützigen Organisation spenden – dort ist es sinnvoller angelegt.

Das Unternehmen im Social Web
Das Unternehmen kann ein Gesprächsthema sein, die ein besonders gutes oder schlechtes Produkt hat, das Menschen gerne ihren Freunden empfehlen oder warnen. Auch ein besonders freundlicher und optimaler Service wird gerne honoriert, der schlechte Service spricht sich noch schneller rum. Wenn ein Unternehmen Problemlösungen bereit stellt oder ein lustiges Video erstellt, kann sie ein Gesprächsthema sein. Das Social Web eignet sich daher perfekt für Guerilla-Marketing und Virales Marketing.

Ein positiver Aspekt – man kann das soziale Netz nutzen um Kundenmeinungen einzuholen um das Angebot des Unternehmens verbessern. Damit steigerst man eventuell die Kundenzufriedenheit, was wiederum dazu führt ein Gesprächsthema zu sein. Das setzt aber voraus, das man den Kunden ernst nimmt. So war ich zum Beispiel von Apple überrascht wie gut die Qualitätskontrolle bei Problemen ist und der Endverbraucher bekommt von Apple ein Formular um seine Meinung zu schreiben.

Gefahr!
Man hat die Möglichkeit der Moderation. Doch diese wird als Zensur aufgefasst und der Schuss geht ziemlich sicher nach hinten los. Die Meinung der Nutzer vom Unternehmen sinkt und auch diese Meinung wird natürlich sofort verbreitet. Doch wie geht ein Unternehmen mit negativer Kritik um? Hier sollten sich Unternehmen tragfähige Konzepte erarbeiten, ein sogenanntes Krisenmanagement, wenn das Unternehmen im Web zerrissen wird.

Darauf Antworten – so kann man sich bei Kunden bedanken, sich für Fehler entschuldigen und auf Kritik reagieren. Dem Kunden gefällt, dass seine Meinung zählt. Das alles nützt aber nichts, wenn das ganze nur als Marketing angesehen wird und dahinter nur die öde Servicewüste ist.

Neue Arbeitsplätze schaffen
Die Unternehmen haben nun das Sozial Media entdeckt, deshalb werden jetzt neue Stellen im Bereich Social Media Marketing (SMM) und Social Media Optimization (SMO) entstehen – neue Arbeitsplätze braucht das Land.

Social Media Marketing Leistungen:

  • Social Media Marketing Beratung
  • Social Media Marketing Kampagnen Konzeption
  • Social Media Optimization (SMO)
  • Social Community / Network Marketing
  • Corporate Blogs / Unternehmens Blogs

Vorteil: Alles ist neu – die Agenturen können wieder Phantasiepreise verlangen, viel darüber reden und wenig bewirken – genau so wie beim SEO oder SEM, E-Commerce-, Tracking,Webanalytics- oder Usability Marketing. Bedienen wir die neue Blase! ;-)

Die Zukunft (Vor- und Nachteile)
Im grossen und ganzen bewegen sich die grossen Unternehmen, die das SozialMedia als neue Marketingmassnahme sehen auf dünnen Eis. Denn statt schnellem Aktionismus, sollte schon im Vorfeld eine gute Planung stehen, zum Beispiel bietet sich im Consumer-Bereich eine ganz andere Möglichkeit als der Maschinenbau. Im Maschinenbau wäre eher eine interne Wissendatenbank mit Lieferanten, Ingenieuren und Endkunden aufzubauen, im Consumer-Bereich bietet sich das SocialMedia dagegen optimal an.

  • Drei von vier Internet-Usern in den USA benutzen in irgendeiner Weise Sozial-Media-Dienste.
  • Im weltweiten Maßstab besuchen zwei Drittel aller User Sozial-Media-Plattformen.
  • Sozial Media steht an 4. Stelle der Internet-Aktivitäten, noch vor der E-Mail-Nutzung.
  • Die Zeit, die User für soziale Internet-Nutzung verwenden, wächst dreimal so schnell wie die normale Internet-Nutzung.

Natürlich stellt sich auch die Frage, wie viele Ressourcen stellt die Firma genau für das SozialMedia ab, sonst ist es wie mit dem „so tollen Newsletter“ – die ersten 3 Monate gibt man sich redlich Mühe, viele News, danach tröpfelt es nur noch durch die Newsleitung und hinterher ist meist Stille. Die Unternehmen unterschätzen den zeitlichen Aufwand.

Erst gibt es den grossen Run auf das neue Medium, dann die Sättigung und später kommt vermutlich die Schadensbegrenzung. Denn das Web verzeiht und vergisst nichts! Wie schön, dass die Unternehmen erstmal alles durch die rosarote Brille sehen.

Firmen die sich wirklich ernsthaft um Ihre Kunden bemühen werden definitiv die Gewinner sein.

Natürlich gibt es auch ein Nebenprodukt:
Auch Soziale Netzwerke bleiben 2011 ein Quell steter Freude für Phisher und Spammer, ganz gleich, ob es um den Diebstahl spezieller Daten oder von Identitäten geht. Daneben werden Kriminelle ihre Cyber-Angriffe im kommenden Jahr noch zielgerichteter und damit effektiver auslegen. Diese Entwicklung begann bereits 2010 und wird sich verstärkt fortsetzen.