Riskmanagement im Factoring und die Wirtschaftsblase

Die Finanzblase und die Auswüchse, aktuell ist aber die Wirtschaftsblase. Factoring hat sich als alternative Finanzierungsform etabliert, da die Banken den Geldhahn zugedreht haben und lieber an der neuen Spekulationsblase bauen. Fast jedes zweite Unternehmen klagt über mangelnde Verfügbarkeit von Krediten und schlechtere Konditionen. Denn viele Unternehmen, die den Abschwung überlebt haben, müssen aufpassen, dass der Aufschwung nicht zur eigentlichen Gefahr wird, falls dieser falsch finanziert wird oder gar nicht finanziert werden kann.

Besonders die mittelgrossen Firmen versuchen sich vermehrt mit Factoring über Wasser zu halten, also Forderungen abzutreten. Aber die Rückversicherer versichern nicht gegen Betrug und somit haben die Unternehmen, die Full-Factoring oder selektiertes Factoring betreiben, meist das Nachsehen. Wie heisst es so schön: Die Auslagerung des Debitorenmanagements ermöglicht mehr Freiraum für unternehmerische Aktivitäten und eben auch mehr Möglichkeiten für Betrug.

Besonders die Firmen mit grossen Liquiditätsproblemen, die auf Factoring angewiesen sind, werden immer erfinderischer. Das beginnt mit gefälschten Lieferscheinen, Verträgen, Forderungen und beschönigten Bilanzen. Also alles sehr perfekt aufgebaut – die elektronische Datenverarbeitung macht’s möglich.

Wie betrügt man eine Factoringgesellschaft?
Wer denkt, dies wäre einfach zu durchschauen, irrt sich gewaltig. Sogar die Telefonnummern der bestätigten Lieferscheine werden so perfekt verschleiert, dass bei einem Kontrollanruf beim Schuldner/Unternehmen, ob die Ware geliefert wurde, auf die Nummer des Lieferanten (der Betrüger selbst) umgeleitet wird. Der meldet sich dann als Schuldner/Unternehmer – er hat ja die weitergeleitete Telefonnummer auf dem Display – und bestätigt den ordnungsgemässen Eingang der Lieferung.

Hier geht es nicht um Kleinbeträge, sondern Rechnungen im sechsstelligen bzw. siebenstelligen Bereich. Da die Zahlungsziele mittlerweile zwischen 60 bis 120 Tage liegen, versuchen die Firmen in diesem Zeitraum ihre Zahlungsunfähigkeit zu überbrücken – manchmal endet dies in der Insolvenz. Somit fliesst auch die vorgestreckte Finanzierung in die Insolvenz, der Factorer kommt dann selten an sein Gels, da es ja in der Konkursmasse ist. Wohl dem Factorer, der bei diesem Spiel das nötige Glück hat und somit die „Rechnung“ aufgeht. Dann ist ja alles in Ordnung – der Betrug fällt nicht auf.

Aber setzt sich der Lieferant mit dem ganzen eingesammelten Geld in das Ausland ab, dann ist es weg. Dieses Spiel wird meist parallel mit mehreren Factoringunternehmen gestartet – somit entstehen Ausfälle in mehrstelligen Millionenbeträgen. Das ist dann der gross angelegte Betrug.

Kein Factorer gibt zu, wie heikel mittlerweile die Lage ist. Besonders kleine Factorer kommen in`s Schleudern – denn auch hier droht dann Insolvenz. Aber auch grosse Banken sind betroffen.

Beispiel:
Henkel-Mitarbeiter sollen durch falsche Rechnungen 45 Millionen Euro von Factoringgesellschaften eingesammelt haben. Sie sollen so genannte Scheinrechnungen auf gestohlenem Henkel-Briefpapier erstellt und als echte Forderungen verkauft haben. Hierdurch hätten die Factoringgesellschaften einen Schaden erlitten – sie haben praktisch Luft gekauft.

Beim Plüschtier-Hersteller Nici aus Altenkunstadt in Nordbayern, der Insolvenz anmeldete, ist seit Jahren in großem Stil kriminell gewirtschaftet worden. Nach ersten Erkenntnissen der Strafverfolger hat Pfaff seit dem Jahr 2000 mindestens 40,5 Millionen Euro für Nici ergaunert, indem er Geschäfte mit Grossabnehmern vortäuschte. Pfaff veräusserte Scheinrechnungen für die nur auf dem Papier ausgelieferte Nici-Ware an Factoringgesellschaften, die sich vornehmlich im Besitz von Banken befinden.

Und die Schuldner?
Auf der anderen Seite sind immer mehr Schuldner absolut zahlungsunfähig. Diese Zahlungsausfälle sind zwar durch die Rückversicherer gedeckt – doch auch die Rückversicherer ziehen sich immer mehr aus diesem mittlerweile gefährlichen Geschäft zurück oder verlangen hohe Prämien.

Es ist erschreckend, wenn man die Zahlen der Bilanzen von KMU oder auch Grossbetrieben sieht. Hier wird getrickst, was das Zeug hält. Ein eher witziger Fall ist, wenn ein Betrieb seine Firmendomain auf 800.000 CHF bewertet – natürlich unauffällig in der Bilanz verankert, so dass es auf den ersten Blick nicht auffällt, ansonsten wäre der Geschäftsabschluss nicht gerade noch eine kleine schwarze Zahl gewesen. In der Schweiz kann man bedenkenlos eine Absichtserklärung über einen Kredit über ein paar Millionen deponieren, optimal für die Bilanz – das Unternehmen das eigentlich Insolvenz anmelden müsste ist dann nicht mehr überschuldet.

Die Grossbanken machen es nicht anders, nur mit staatlichem Segen. So werden Swaps (Ein Credit Default Swap – CDS), sie sind ein Kreditderivat zum Handeln von Ausfallrisiken von Krediten, Anleihen oder Schuldnernamen zu Kursen bewertet, die absolut unrealistisch sind um die Bilanz zu beschönigen.  Tatsächlich sind die so bewerteten CDS keine Milliarden wert, sondern besitzen nur noch den Papierwert.

Auch die staatlichen Zuschüsse erzeugen Blasen: Solon, der Hersteller von Solarmodulen, ist 2009 infolge des Preisverfalls in der Branche und der Finanzkrise tief in die Verlustzone gerutscht. Besonders stark getroffen wurde Solon zudem vom Markteinbruch in Spanien infolge der Kappung der staatlichen Solarförderung.

20 – 35% der Unternehmen schrammen knapp an der Insolvenz entlang, zumindest sagen das die (internen) Bilanzen aus. Kein Unternehmen gibt zu, dass es ihm wirtschaftlich nicht gut geht. Ansonsten würde man ja zukünftige Geschäfte in Frage stellen. Deshalb heisst die Devise, wir haben volle Auftragsbücher. Ich spreche hier hauptsächlich vom Mittelstand in Deutschland und der Schweiz.

Schweiz: Im Januar 2010 wurde über insgesamt 481 im Handelsregister eingetragene Unternehmen der Konkurs eröffnet. Das entspricht einer Zunahme von 38% gegenüber dem Januar 2009.
Deutschland: Im Jahr 2009 stieg die Anzahl der Unternehmen, die Insolvenz anmelden mussten, um elf Prozent an. Damit bestätigte sich die Prognose der Hamburger Wirtschaftsauskunftei BÜRGEL für 2009. Auch für 2010 wird eine deutliche Zunahme der Insolvenzzahlen prognostiziert.

Künstliche Blasen überall: gezielte PR-Kampagnen, um die Firma gut aussehen zu lassen, vollmundige Versprechen über Grossaufträge und die Hoffnung, die dürren Zeiten irgendwie zu überbrücken. Da der Mensch meist dem Geschriebenen oder den Versprechen glaubt und definitiv nicht den gesunden Menschenverstand einschaltet, kann man davon ausgehen, dass noch eine gewaltige Insolvenzwelle auf uns zukommt. Ich behaupte, der Dominoeffekt, der dadurch entsteht, lässt die vorherige Finanzkrise eher lächerlich erscheinen.

Und zum guten Schluss – Riskmanagement in der heutigen Zeit, in der auch noch Personal gespart wird, wird der Betrüger äusserst erfinderisch ist und da der Rechtsweg unendlich lange dauert, hinkt man immer den Ereignissen hinterher. Zeit ist Geld, einer der geflügelten und wohl dümmsten Sprüche der Menschheit birgt gewaltige Risiken.

Kunstprojekt „Wirtschaft“
So gesehen, erscheint mir das ganze Wirtsschaftsystem mit ihren Akteuren als grosses Kunstprojekt. Man hat mit vielen kreativen Menschen zu tun, ok – sie haben alle einen Anzug an, sind schicker gekleidet als die meisten Künstler – aber das ist nunmal die Berufskleidung. Sind sehr gute Rethoriker, können sich bestens verkaufen (sind ja auch gute Verkäufer ) und haben grosse Visionen (Profit). Die meisten Künstler haben nur Visionen (Nonprofit). Sie schaffen durch ihre Phantasie eine Art Schatten-Realität in der sie eine Zeitlang leben und mehr oder weniger verdienen können, hinterher kommt die andere Realität – die harte Realität. Ähnlich wie die Wirtschaft zur Zeit.

Alle machen mit. Die Vision „Luft“  erscheint real wenn sie gut verkauft wird, Marketing-  und Werbetechnisch gut ausstaffiert, hohe Renditen verspricht und schon schaffen wir eine neue Realität. Nicht das es verwerflich wäre, so tickt nunmal die Welt. Wir sind alle dabei, die Mitarbeiter und Angestellten. Unbewusst und immer an das Gute glaubend. Die Masse braucht den Arbeitsplatz. Ein Teufelskreis.

Besonders bei den wirtschaftlichen Berechnungen oder Finanzplanungen zukünftiger Entwicklungen (neues Bilanzjahr, Budgetierung, …) kann man sehr kreativ sein. Denn Wachstumskurven zeigen ausschliesslich nach oben, wie sollte es auch sein – wir reden nunmal vom Wachstum, ja sogar vom unbegrenzten Wachstum. Wenn man Zukunftsprognosen aufstellt, die schon rein vom gesunden Menschenverstand als falsch erkannt werden, dieses Wachstum nie eintreffen wird – dann wird in der Zukunft genau diese falsche Berechnung Grundlage für alle weiteren Berechnungen sein – eigentlich der absulute Irrsinn. So läuft es in unserer Wirtschaft – zur Zeit eben einiges extremer, da wir uns ja auch in einer extremen Zeit befinden. Hat man „Schwein gehabt“ schafft man die wirtschaftliche Talsohle, ansonsten knallt man gegen die Wand. Es lebe die Blase!

Wie ein vernünftiges Riskmanagement aussehen soll vermittelt die Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht):
Mindestanforderungen an das Risikomanagement

Moral und Ethik

Moral und Ethik in Unternehmen

moral.jpgDer wachsende Druck, ständig und kurzfristig Erfolge vermelden zu müssen, agieren Manager ohne persönliche Moral und Ethik. Die unternehmerische Philosophie als Glaubenssatz, der Glaube an unbegrenztes Wachstum und Wachstum des Wachstums willen. Mehr als 57 Prozent der Führungskräfte quält mehrmals jährlich ihr schlechtes Gewissen, weil ihr Handeln mit einstigen Wertvorstellungen unvereinbar ist. 47 Prozent beobachten in ihrem beruflichen Umfeld regelmässig moralisch verwerfliches Handeln. Und bei 72 Prozent der Leistungsträger haben sich die Vorstellungen von Moral und Ethik im Laufe ihres Berufslebens verschoben.

Was ist zu tun in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, der Ruf nach Gerechtigkeit und Moral wird lauter. Aber ist es nicht so, wenn der Mensch tief in Ängsten steckt, dass der Ruf und Glaube an den lieben Gott automatisch lauter wird und deshalb dann zu Weihnachten die Kirchen besonders voll sind – in guten und sicheren Zeiten aber dafür immer leerer werden.

Was ist überhaupt Moral?
Moral sind Zwänge etwas zu tun und Tabus etwas nicht zu tun. Und die Ethik ist die strukturierte Beschäftigung mit Moral. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass auch die Moral im Negativen wie im Positiven aus egoistischen Beweggründen geschieht. Bekanntermassen und durch Studien belegt neigen Menschen die eine hohe moralische Meinung von sich haben, eher zu Geiz.

Antworten und Einsichten über Moral und Ethik findet man bei:
Arendt, Aristoteles, Augustinus, F. Bacon, Benjamin, Bentham, Berkeley, Bloch, Camus, Cassirer, Chomsky, Comte, Condillac, Condorcet, Descartes, Dewey, Fichte, Frege, Grotius, Hegel, Heidegger, Hobbes, Hume, Husserl, James, Jaspers, Kant, Kierkegaard, Leibniz, Locke, Mill, Morus, Nietzsche, Peirce, Platon, Quine, Russell, Schelling, Schleiermacher, Schopenhauer, Sellars, Spinoza, Stirner, Thomas von Aquin, Voltaire, Wittgenstein, Wollstonecraft.

Moral in der Finanzkrise?
Die Finanzkrise entstand nicht durch bewusstes absichtliches Handeln, sondern durch die natürlichen menschlichen Eigenschaften „Egoismus, Macht und Gier“ und dem sehr komplexen Umfeld des Finanzmarktes. Daraus resultiert: „die eine Hand wusste nicht was die andere Hand macht“. Die abstrakte Dynamik in den Führungsebenen trägt dazu beschleunigend bei, wer will schon in der Profitmaximierung als letzter dastehen. Führungspersonen mit gesunden moralischen Anspruch werden in starken Wachstumszeiten schnell entfernt, weil sie gegen die gängige Firmenphilosophie von Wachstum und Profit verstossen.

Die Auswirkungen auf die Gesellschaft sind natürlich erheblicher wenn Globalplayer dies tun, als wenn ein einzelner Angestellter/Arbeiter agiert. Auch der einfache Angestellte trägt seinen kleinen Teil dazu bei; beim Manager ist es Profitmaximierung und beim Angestellten die Arbeitsplatzsicherung.

Gibt es eine soziale Marktwirtschaft mit ethischen und moralischen Grundpfeilern?
Ja – nach den Zeiten von kriegerischen Auseinandersetzungen. Kein Krieg ist moralisch gerechtfertigt, im Gegenteil, je länger kriegerische Auseinandersetzungen dauern umso roher die Gewalt. So hatte auch die tatsächlich nie eintretende soziale Marktwirtschaft ihre grösste Chance nach dem zweiten Weltkrieg, doch der Mensch ist gerne vergesslich, je weiter das Ereignis in der Vergangenheit zurückliegt, desto mehr verfälscht sie sich. Der Mensch besitzt keine Festplatte wie ein Computer wo die Daten unverfälscht abgesichert sind, sondern der Mensch gestaltet seine Vergangenheit um – so wie sie ihm genehm ist. Deshalb erscheint dem Menschen die Vergangenheit immer etwas rosiger als die Zukunft, die er nicht kennt. Das Gehirn des Menschen und die subjektive Realität ist definitiv keine objektive Wahrheit.

Die Moral ist wie ein physikalisches Phänomen, erst wenn extreme Bedingungen und Eigenschaften auftreten kommt es zu einer Reaktion. Warum soll ich über Moral und Ethik nachdenken wenn alles in Ordnung ist?

Ursache und Wirkung?
Die heutige Diskussion über die Moral und Ethik ist nur dadurch entstanden, dass wie so oft eine Situation eskaliert ist, wäre nichts passiert und wären wir noch im Wachstumshöhenflug so würde diese Diskussion nie stattfinden. Im Gegenteil, man würde ablehnend auf diejenigen deuten, die die mangelnde Moral aufzeigen und diese werden deshalb als emotionale Moralapostel abgestempelt. Vielleicht sollte man bei diesem Thema anmerken, dass der Mensch nur eine Weiterentwicklung des Tieres ist mit einem Wirbeltiergehirn. Genau deshalb vermag der Mensch nicht aus seiner Rolle auszusteigen, er ist wahrlich nicht der „Gutmensch“ als der er sich fühlt. Um diesen Teufelskreis zu verlassen, hat der Mensch nur die Möglichkeit die extremen Ausschläge des Pendels zu begrenzen. Sturmwellen sind ungefährlicher als Tsunami.

Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen über Moral und Ethik ergeben dieses Bild:
 
MoralundEthik.gif
 
Ein Ergebnis vorurteilsfrei und ohne Bewertung zu sehen ist des Menschen nicht besonders eigen, deshalb werden manche ein Grinsen im Gesicht haben wenn sie die obige Grafik sehen. Klar erkennt man, dass die Moral der Manager unter denen von Straftätern angesiedelt ist, das ist aber nur vordergründig. Schauen wir die Grafik genauer an.

Den religiösen Mitarbeitern wird eine grosse moralische und ethische Kompetenz bescheinigt, Manager und Politiker liegen noch unter dem Mass von Straftätern und Angestellten. Dieses Ergebnis wird niemanden verwundern, so ist es nunmal auf unserem Planeten.
Betrachten wir das Ergebnis aber aus verschiedenen Gesichtspunkten, die wären: Im welchem Umfeld bewegen sich die Menschen, welcher Gesellschaftsschicht sind sie zugehörig und welche Philosophie vertreten sie.
Der Manager im Gegensatz zu einem religiösen Menschen bewegt sich in einem ganz anderen Umfeld und das Umfeld prägt. Ein religiöses Umfeld vermittelt andere moralische Instanzen als eine Grossbank. Inwieweit sind sie in einer abstrakten Welt verhaftet; vergleich Bauer und Finanzberater. Welche Rolle spielen sie in der ihnen angehörigen Gesellschaftsschicht und welche Philosophien sind dort vertreten.
Der Manager oder Politiker lebt in einem sehr komplexen Umfeld, seine Sichtweise auf die getroffenen Entscheidungen ist eingeschränkt. Es werden sehr abstrakte Instrumente benutzt und Manipulationen vorgenommen um den Profit zu steigern. Der Mensch besitzt nur eine begrenzte Wahrnehmung für sehr komplexe Vorgänge. Er ist biologisch nicht in der Lage eine umfassende Auswirkung seiner Entscheidungen zu erkennen. Das Prinzip beruht auf „Versuch und Irrtum“ (englisch trial and error). Solange es klappt, ist man überzeugt das Richtige zu tun und wenn es scheitert erkennt man die Ursache. Die oben erwähnten Philosophen haben sich um diesen Umstand viele Gedanken gemacht und wenn man die neuzeitliche Hirnforschung hinzuzieht, dann gelangt man zu der Erkenntnis das wir in unserem Leben nur eingeschränkt Handlungsfähig sind – aber immerhin Handlungsfähig. Aber wir haben keine Chance sehr grosse Komplexität mit komplexen Instrumenten verwalten zu wollen, die dann später mit anderen komplexen Systemen überwacht werden.

Warum schneiden Straftäter so gut ab? Die einfachste Antwort, weil sie erwischt wurden und in einem Gefängnis sitzen. Der Weg von der Straftat, Angst erwischt zu werden, von der Polizei festgenommen, Untersuchungshaft und Befragung, Gerichtsverhandlung und die Einweisung in ein Gefängnis sind ein langer Prozess. So wie viele Menschen die in einer ausweglosen Situation zum lieben Gott beten, an den sie ein ganzes Leben lang nicht glaubten – so auch der Straftäter. Denn wenn er eingesperrt ist, findet er eher einen Zugang zur Moral. Liest man die Bibel, gibt es zahlreiche Hinweise für dieses Phänomen – „vom Saulus zum Paulus“.
Vereinfacht gesagt; wären die Straftäter nicht aufgeflogen, so wäre ihre Moral sicher im ähnlich tiefen Bereich von Managern. Auch bei den Managern gibt es wiederum moralische und ethische Einsichten ähnlich wie bei Straftätern, meist nach der Katastrophe. Davon abgesehen, was ist schon Moral? Gibt es sie tatsächlich und was sagen solche Grafiken aus. Nichts!

Am einfachsten lässt sich dieses Phänomen mit Platon`s (427 v. Chr. bis 347 v. Chr.) Höhlengleichnis erklären:
„Platon beschreibt einige Menschen, die in einer unterirdischen Höhle von Kindheit an so festgebunden sind, dass sie weder ihre Köpfe noch ihre Körper bewegen und deshalb immer nur auf die ihnen gegenüber liegende Höhlenwand blicken können. Licht haben sie von einem Feuer, das hinter ihnen brennt. Zwischen dem Feuer und ihren Rücken befindet sich eine Mauer. Hinter dieser Mauer werden Bilder und Gegenstände vorbeigetragen, die die Mauer überragen und Schatten an die Wand werfen. Die „Gefangenen“ können nur diese Schatten der Gegenstände wahrnehmen. Wenn die Träger der Gegenstände sprechen, hallt es von der Wand so zurück, als ob die Schatten selber sprächen. Da sich die Welt der Gefangenen ausschließlich um diese Schatten dreht, deuten und benennen sie diese, als handelte es sich bei ihnen um die wahre Welt.

Platon (bzw. Sokrates) fragt nun, was passieren würde, wenn man einen Gefangenen befreien und ihn dann zwingen würde, sich umzudrehen. Zunächst würden seine Augen wohl schmerzlich vom Feuer geblendet werden, und die Figuren würden zunächst weniger real erscheinen als zuvor die Schatten an der Wand. Der Gefangene würde wieder zurück an seinen angestammten Platz wollen, an dem er deutlicher sehen kann.

Weiter fragt Platon, was geschehen würde, wenn man den Befreiten nun mit Gewalt, die man jetzt wohl anwenden müsste, an das Sonnenlicht brächte. Er würde auch hier zuerst von der Sonne geblendet werden und könnte im ersten Moment nichts erkennen. Während sich seine Augen aber langsam an das Sonnenlicht gewöhnten, würden zuerst dunkle Formen wie Schatten und nach und nach auch hellere Objekte bis hin zur Sonne selbst erkennbar werden. Der Mensch würde letztlich auch erkennen, dass Schatten durch die Sonne geworfen werden.

Erleuchtet würde er zu den anderen zurückkehren wollen, um über seine Erkenntnisse zu berichten. Da sich seine Augen nun umgekehrt erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen müssten, könnte er (zumindest anfangs) die Schattenbilder nicht erkennen und gemeinsam mit den anderen deuten. Aber nachdem er die Wahrheit erkannt habe, würde er das auch nicht mehr wollen. Seine Mitgefangenen würden ihn als Geblendeten wahrnehmen und ihm keinen Glauben schenken: Man würde ihn auslachen und „von ihm sagen, er sei mit verdorbenen Augen von oben zurückgekommen“. Damit ihnen nicht dasselbe Schicksal zukäme, würden sie von nun an jeden umbringen, der sie „lösen und hinaufbringen“ wollte. (Quelle: Wikipedia)“

Wie dem auch sei, wir leben in einer sehr komplexen Welt und sehen immer nur einen mikrokleinen Ausschnitt von ihr.

Dreister Josef Ackermann

dreistesarschloch.jpgEine der größten Finanzkrisen in den letzten Jahrzehnten heisst es in den Medien. Nun meldet sich auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann zu Wort. Angesichts der internationalen Turbulenzen glaubt er nicht mehr an die Selbstheilungskraft der Finanzmärkte. Die Versorgung mit Liquidität reiche als Massnahme nicht aus, sagte Ackermann. Was genau Regierung und Zentralbanken tun sollten, ließ Ackermann zwar offen. Indirekt unterstützte er mit seinem Appell aber die Forderung, der Staat solle faule Kredite übernehmen, um die Banken zu entlasten. Alleine seien die Banken im Moment nicht in der Lage, einen Weg aus der Krise zu finden, gab Ackermann zu. Ackermann riet dazu, dass künftig ein „Rat der Weisen“ frühzeitig vor neuen Spekulationsblasen an den Finanzmärkten warnen solle. (Anscheinend sind die Banken ganz unschuldig in diese Krise hineingeschlittert)

ackermann.jpgNun soll der Staat für die Spekulationsverluste aufkommen? Josef Ackermann die Essenz der Dreistigkeit? Die Banken verzocken das Geld und es wird durch Steuergelder wieder glattgebügelt? Ich dachte immer, die Banken sollten selbst die Risiken abschätzen, nun muss man sich ernsthaft fragen was mit Ackermann los ist, hat ihm das viele Einkommen (Ackermann Verdienst 12 Millionen Euro) den letzten realen Sachverstand und Realitätssinn geraubt oder ist es nur Arroganz gepaart mit Ignoranz.

Noch schlimmer wiegt, das bekannt ist, dass die Medien Hiobsbotschaften rasend schnell verbreiten. Wenn Ackermann erzählt „er glaube nicht mehr an die Selbstheilungskraft der Finanzmärkte“ hat das seine Auswirkungen. Will er die Finanzkatastrophe bewusst drastisch verschlechtern? Oder weiss er von den emotionalen Gepflogenheiten an der Börse nichts, oder will er nur zeigen wie problemlos die Deutsche Bank die Finanzmisere überstanden hat. Unbegreiflich wie man so eine Aussage in dieser Zeit von sich geben kann, Verantwortungsgefühl gleich null. Hochmut kommt vor dem Fall, so der Volksmund.

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, da gab es Prämienzahlungen im Zusammenhang mit der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone im Jahre 2000. Die seinerzeit gezahlten 24,5 Millionen Euro Anerkennungsprämien an aktive Vorstandsmitglieder sprach Ackermann von einem „Signal“ auch an die Belegschaft, „nun mit demselben Einsatz für das neue Unternehmen zu kämpfen wie früher für Mannesmann“. Dumme Sprüche hatte er schon immer drauf.

Im Rahmen der sogenannten Mannesmann-Affäre musste sich Ackermann ab Januar 2004 vor dem Landgericht Düsseldorf verantworten. Die Anklage gegen ihn und fünf weitere Beteiligte lautete auf Untreue. Sie standen unter dem Verdacht, den Düsseldorfer Mannesmann-Konzern um rund 110 Millionen Mark (ca. 58 Millionen Euro) geschädigt zu haben. Gleich zu Beginn des Prozesses sorgte Ackermann für erhebliches Aufsehen durch die Aussage: „Dies ist das einzige Land, in dem diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden.“ Im Gedächtnis der Öffentlichkeit blieben insbesondere seine zu einem „V“ gespreizten Finger vor Prozessbeginn (Bild 1). Diese Siegesgewissheit wurde vielfach als überheblich kritisiert – die meisten Bürger empfanden das Zeichen wie das untere Bild (Bild 2). Mal sehen ob er nicht demnächst sagt „er wurde falsch verstanden“, das kommt bestimmt. ;-)

Irgendwie passt der untere Bericht „Der Virus Mensch“ gut dazu.

Ich bin mir sicher, man wird dieses Jahr noch einigen Blödsinn von Ackermann hören. Die sich entwickelnde grössere Finanzkrise gibt Josef Ackermann die Chance, absolut schwachsinnige Statements von sich zu geben. Dann wird wie üblich zurückgerudert, weil er sich falsch verstanden fühlt usw..
Der Mann sitzt so hoch über den Wolken, nicht nur in Frankfurt, dass er absolut nichts mehr von der Realität mitbekommt. Warten wir es ab …. Ackermann hält bestimmt nicht seine Klappe. :-)