Betrachtung des demokratischen Prozesses in der Kultur – die Kunstgrenze.
Um es gleich vorweg zu sagen, die Kunstgrenze ist nur ein Beispiel von unendlich vielen Beispielen aus dem Kulturbetrieb. Es ist ein normales Procedere. Wir leben in einem Zeitalter in der soziale Errungenschaften abgebaut und Maximalprofite eingefordert werden. Das Recht des Stärkeren, das heisst der am meisten Kapital verfügt hat „das sagen“, ist keine neue Erscheinung. Man könnte denken das in einem demokratischen Kulturbetrieb diese archaischen Wurzeln überwunden werden können.
Nun offenbart sich im Entstehungsprozess der Kunstgrenze, das sie analog zu unserer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung „Die Macht des Stärkeren“ steht. Hier wird klar eine demokratische Entscheidungsfindung untergraben. Die Dörflinger-Stiftung hat nur am Rande mit dem Werk des Künstlers zu tun, sie war eine Notwendigkeit im wirtschaftlichen Prozess. In Zeiten leerer Kassen der Städte wird angeboten, dass die Kunstgrenze über die Dörflinger-Stiftung finanziert wird. Wer wird hier nein sagen? In der Wirtschaft ist das fast vergleichbar mit einer feindlichen Übernahme. Der Künstler, der nicht über ein solides finanzielles Fundament verfügt, hat keine Chance in dieser Entscheidung mitzuwirken. Das ist reiner Kapitalismus ohne Moralanspruch. Positiv wäre es gewesen, die Dörflinger-Stiftung hätte sich finanziell beteiligt, wenn die Entscheidungsfindung zum Beispiel über einen Kunstwettbewerb ausgerufen worden wäre. Eine neutrale Kunststiftung ist sicher besser – man will ja nicht den Bock zum Gärtner machen. Aber seien wir doch ehrlich, warum sollte der Kulturbetrieb anders sein als wie unsere Wirtschaft funktioniert – es ist schliesslich auch ein Markt
(Dieses Thema wurde schon abgehandelt – Vortrag von 2001 „Die Ware Kunst“).
Das Tarot und das Paradoxon
Zum anderen repräsentiert die Kunstgrenze das TAROT. Man möchte meinen, diese sphärische Betrachtungsweise des Lebens ist soweit vom Kapitalismus entfernt wie das Feuer vom Wasser.
Die Widersprüchlichkeit irritiert schon ein wenig. Da Dörflinger immer den Anschein erwecken will, er habe mit den materiellen Dingen nichts zu tun. Das ist genau diese Täuschung die in unserer kritiklosen Zeit so perfekt funktioniert. Reden und Handeln sind zwei verschiedene Dinge und der Mensch glaubt den Worten mehr als den Taten. Könnte es sein, das die Kunstgrenze eine perfekte Inszenierung von hochphilosophischen Gebärden mit strategisch klarer wirtschaftlicher und egozentrischen Machtgehabe ist?
Repräsentiert nicht im Tarot die Karte „Macht“ als egoistischer Ausprägung – Erstarrung. Zeigt sich eventuell diese Ausprägung in den Skulpturen? Wer wäre nicht gerne der Magier, der Narr der spielerisch in der Welt ist? Hier scheint es sich nur um eine Inszenierung des Ego zu handeln. Ist es hier nur vordergründig die Maske des Anspruchs und dahinter verbirgt sich klares Kalkül und streben nach Unsterblichkeit. Das ist an und für sich nicht einmal verwerflich. Aber bitte dann mit offenen Karten. Die Unsterblichkeit so wissen wir, gibt es auch nur temporär – nichts ist ewig. Nun ist sie da – die Kunstgrenze als Grenzerfahrung. Oder wird hier eine Kunstgrenze überschritten oder ist es etwa Grenzkunst? Naja, das Tarot muss hier neu interpretiert werden. Eventuell habe ich da etwas übersehen. Nur was?
Nestbeschmutzer?
Manch einer denkt sicher, als Künstler darf man nicht so über einen Kollegen reden. Deshalb möchte ich betonen – das es mir um das ganze Kunstspektakel geht – und das andere Künstler aussen vor bleiben. Nicht das ich selbst ein Heiliger wäre, wer ist das schon – aber ein Blick hinter die Kulissen des Kunstbetriebes schadet ja nicht. Zudem war ich wirklich verblüfft das es absolut keine Kritik gab oder habe ich die übersehen? Vor 10 Jahren wäre noch ein Aufschrei durch das Künstlervolk gegangen, heute scheint jeder mit sich beschäftigt zu sein.
Mein Vorschlag wäre nur 2 Skulpturen hinzustellen von Dörflinger und den Rest von anderen Künstlern gestalten zu lassen zum Thema „Tarot“. Das wäre doch absolut demokratisch und würde dem heutigen Zeitgeist widersprechen. Vielfalt statt Monokultur