Die URh steht als Raserin am Pranger


Wellen hat es auch bei Sturm!

Ein Bericht der Arbeitsgruppe Bodenseeufer warf gestern hohe Wellen: Sie wirft der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein vor, regelmässig zu schnell unterwegs zu sein und damit dem Ufer beträchtlich zu schaden.
Vertreter der Arbeitsgruppe sind deshalb mit Schiffen der URh mitgefahren und haben mit GPS-Geräten ihre Geschwindigkeit gemessen. Die Messungen zwischen Ermatingen und Konstanz-Paradies hätten ergeben, dass die Schiffe der URh dort meist mit über 15 Kilometer pro Stunde unterwegs seien. Höchstwerte von 18 Kilometern pro Stunde seien gemessen worden. Für Fahrgastschiffe sind demnach stromaufwärts 10 Kilometer pro Stunde, stromabwärts 20 Kilometer pro Stunde erlaubt. (Quelle: Thurgauer Zeitung)

Der Bericht ist äusserst einseitig oder will die „Arbeitsgruppe Bodenseeufer“ sich nicht mit der Lobby der Motorbootfahrer und Yachten anlegen. Als Ruderer (Skiff) stören mich die Wellen im Seerhein genauso. Doch sind die 3 Wellensets bestehend aus der Bug- und der weniger starken Heckwelle der URH Schiffe weniger schlimm und ärgerlicher als die vielen mittleren bis grossen Yachten / Motorboote, die sich selten bis nie an die 10 km/h halten. Zusätzlich fahren diese Boote in Ufernähe. Vielleicht hat die „Arbeitsgruppe Bodenseeufer“  dies noch nicht bemerkt. ;-)

Gemessen wurde mit einem GPS Logger Winter WBT202. Wäre noch interessant wie gemessen wurde; Speicherung der Wegpunkte alle 10 Sekunden oder alle 20 Sekunden, Speicherung von Wegpunkten bei Richtungsänderung um mehr als 10 Grad und welche Toleranzabweichungen wurden berücksichtigt. Vielleicht ein Mess-Vergleich mit einem Genie BGT-31 von Locosys – dieses hat Präzise Geschwindigkeitsmessungen nach dem Doppler-Prinzip.

Bericht von der Arbeitsgruppe: Seerhein – schaden zu schnelle Schiffe dem Ufer?. Interessanterweise liest sich der Artikel  sachlicher, umfassender und fundierter als der Zeitungsbericht der Thurgauer Zeitung (Naja, man kennt ja die Medien). Dieser Bericht ist dem der Thurgauer Zeitung vorzuziehen!

Die wirklichen Raser sind die Motorboote und nicht die Kursschiffe. Deshalb sollte die „Arbeitsgruppe Bodenseeufer“ ihren Horizont erweitern und einmal an einem schönen Sonntag, wo reger Verkehr herrscht, sich am Gottlieber Ufer positionieren und dabei feststellen, dass die Yachten und Motorboote einen sehr grossen Anteil an den Wellen haben.

Richtig ist: Laut Fahrplan braucht das Kursschiff genau 1 Stunde zwischen Anlegestelle Ermatingen und Kreuzlingen, dazwischen legt das Schiff in Gottlieben und Konstanz an. Die Strecke ist 9 Kilometer, die mit 10 km/h theoretisch zu schaffen sind. In der Praxis ist das sehr knapp bemessen, besonders wenn die Anlegezeit länger als 3 Minuten ist.

Richtig ist: Die Uferzone muss durch geeignete Mittel geschützt werden! So sind die 10 km/h sicher eine gute Sache, wenn sie eingehalten werden. Bei Geschwindigkeitsmessungen in Ermatingen in Richtung Gottlieben entstand der Eindruck, es wurden nur kleine Fischergundeln angehalten und verwarnt. Die grossen und teils viel schnelleren Motorboote wurden dagegen fast nie angehalten.

Die Sache mit der Uferzone
Fahrzeuge unter Maschine dürfen Uferzonen mit einem Abstand von 300 m nur zum An- und Ablegen und auf dem kürzesten Weg mit einer Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h befahren. Motorbootfahrer wissen dies wohl nicht, denn es geht meist mit Vollgas vom Ufer in den See oder andersrum oder volle Fahrt in Ufernähe. Ein gutes (negatives) Beispiel liefert hier in Mannenbach der Salensteiner Yachtclub. Da ist immer in der Regel Vollgas angesagt.

Zudem wird der Tourismus am Bodensee stark gefördert, es ist ein schliesslich ein Wachstumsmarkt. Also mehr Touristen, mehr Aktivität, mehr Schäden an der Umwelt – nicht nur am Ufer.

Wellen, bodennahe Strömungen und Sedimentumlagerung
Diese Phänomene erforscht das Limnologische Institut der Universität Konstanz. Ursache des Sedimenttransports sind seebodennahe Strömungen. Wenn die Strömungsgeschwindigkeiten ausreichend groß sind, werden kleine Partikel aus der Sedimentoberfläche herausgelöst, in die Wassersäule eingetragen und durch Turbulenz und Mischung weiterverteilt (Resuspension).
Die größten Strömungsgeschwindigkeiten in der Uferzone treten im Zusammenhang mit Oberflächenwellen auf, die ins Ufer einlaufen. Diese Oberflächenwellen werden durch Wind und Schiffsverkehr erzeugt. Immer wenn große Oberflächenwellen in die Uferzone einlaufen, werden erhebliche Feinsedimentmengen resuspendiert, was auch an der Trübung des Wassers zu erkennen ist. Die Bedeutung von Schiffs- und Windwellen für die Resuspension von Partikeln ist von Ort zu Ort unterschiedlich – je nach Lage und Exposition, Schiffsverkehr und Beschaffenheit der Sedimente.

2 Antworten auf „Die URh steht als Raserin am Pranger“

  1. Danke für Deinen Kommentar – stimmt, den Seerhein gibt es ja schon länger! :-)

    Der Mensch liebt keine Veränderung (ausser statistisch berechenbare), das liegt an der Kurzsichtigkeit. Und um diese Veränderungen in den Griff zu bekommen unternimmt der Mensch meist irgendwelche Aktionen, die gerne eine noch schnellere Veränderung begünstigen – mit meist grösseren und negativen Folgen.

    Oder wie Du schreibst – Wissenschaftler machen sich oftmals gerne wichtig. Mal sehen welche Pandemie uns dieses Jahr aufschreckt.

  2. Da haut aber ein Nachwuchsbiologe ganz mächtig auf den Putz und merkt gar nicht, wie sehr er sich dabei lächerlich macht. Erstens: Mit einem GPS sich mal einfach auf ein Kursschiff setzen und „Messungen machen“, ist absolut unseriös und willkürlich.
    Zweitens: Wer sich ein bisschen mit Hydrodynamik auskennt, weiß, wie stark so eine Strömung ist. Und die ist im Bereich des Seerheins erheblich. Vor allem bei Hochwasser. Da spielen ein paar Wellen von Booten überhaupt keine Rolle. Außerdem: Flüsse transportieren immer eine Menge Geröll und Sedimente. Wo ein Abtrag ist, ist auch immer ein Antrag. Also keine Grund zur Panik. Sonst wäre der Seerhein ja schon längst kein Fluß mehr, sondern ein riesiger See. Aber so sind sie, die halbgebildeten Panikmacher, die mit ganz feuchten Augen mal ein Weltzerstörungsszenario herausposaunen können, um sich wichtig zu machen.

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